Krebskranke Frau mit rosa Brustkrebs Schleife
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Das Wort Hoffnung kommt von "hopen", von "hopsen" und "hüpfen". Weil sie unseren Lebensmut zum Hüpfen und in Bewegung bringt. Hoffen heißt nicht, zu leugnen, was schwer ist, sagt Pröpstin Astrid Kleist. In der Hamburger Jacobi Kirche werden Menschen mit Krebsdiagnose und ihre Angehörigen gesegnet.
Seelsorge und Halt
Segnung für Krebskranke und Angehörige
Menschen, die an Krebs erkranken, verlieren manchmal den Mut zum Leben. Plötzlich ist alles anders. Das Leben fühlt sie wie auf einem Pulverfass an. Diagnose schwankend zwischen Hoffnung und Tod. Jederzeit kann ein Rückfall kommen und der Tumor wieder auftauchen. Als Pröpstin Astrid Kleist gefragt wurde, einen Segnungs-Gottesdienst mit Krebspatienten zu feiern, sagte sie sofort "ja". Am kommenden Montag will die Hamburger Jacobikirche mit Krebserkrankten und Angehörigen zusammen das Leben feiern. Im Interview mit evangelisch.de erzählt die Pastorin davon.

Erstmals will die Hamburger Jacobikirche am Montag (6. Februar, 18 Uhr) einen Segnungsgottesdienst für Menschen , die an Krebs erkrankt sind und deren Angehörige ausrichten. Pröpstin und Hauptpastorin Astrid Kleist sagte evangelisch.de, dass sie mit dem Angebot der Bitte einer Erkrankten folgt. In dem Gottesdienst wirken Betroffene, Krankhausseelsorger und ein Psychotherapeut mit. Im Anschluss können sich die Besucher im Kirchenschiff austauschen.  

evangelisch.de: Worum wird es in dem Gottesdienst gehen?

Astrid Kleist: Es kommen Menschen zu Wort, die selbst betroffen sind und mit der Diagnose Krebs leben und Angehörige, die sie begleiten. Auch Krankenhausseelsorger und eine "Breast Care Nurse" sind beteiligt sowie ein Medizinier mit dem Schwerpunkt Psychoonkologie. Es geht es darum,  zuzuhören und die verschiedenen Erfahrungen und unterschiedlichen Perspektiven zu teilen und vor Gott zu bringen.
 
Welche Rolle spielt der Segen?

Kleist: Die Möglichkeit zur persönlichen Segnung, die selbstverständlich freiwillig ist, ist uns in diesem Gottesdienst sehr wichtig. Es werden Seelsorgerinnen und Pastoren zum Gespräch und Segnen bereit stehen.
Segen ist die Kraft Gottes, die Gott auch durch uns Menschen weitergibt. Segen hilft uns, Gottes Nähe und Beistand zu spüren.
 
Welche Macht hat Hoffnung?

Kleist: Sie ermutigt uns, es mit dem Leben und seinen Herausforderungen, mit den Sorgen und Nöten aufzunehmen, und darauf zu vertrauen, dass wir nicht ohne Beistand sind. Es gibt in der Bibel an keiner Stelle ein Versprechen Gottes, dass zu einem erfüllten Leben nicht auch Schweres, Zweifel und Anfechtungen, auch Erfahrungen von Krankheit und Schmerzen gehören. 
Ohne diese darum gleich zu überhöhen oder dem immer einen tieferen Sinn zuzusprechen, der auch nicht zu ihnen gehört.

Gottes Nähe ist nicht nur in den hellen strahlenden Augenblicken des Lebens zu spüren. Für mich kommt diese Erfahrung z.B. in dem Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer zum Ausdruck. Wenn Bonhoeffer seine Lebens- und Glaubenserfahrung lehrt: "Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen."
 
Inwieweit kann Hoffnung widerständig sein?

Kleist: Das Wort Hoffnung kommt von "hopen", von "hopsen" und "hüpfen". Weil sie unseren Lebensmut zum Hüpfen und in Bewegung bringt. Hoffen heißt nicht, zu leugnen, was schwer ist. Nicht sagen: alles wird gut. Weil das nicht stimmen würde. Aber deshalb auch nicht leugnen, dass es durchaus immer auch Anlass zu Hoffnung gibt.

Was heißt das genauer?

Kleist: So widersprüchlich das im ersten Moment klingen mag. Der tschechische Soziologe, Religionsphilosoph und Priester Tomas Halik mahnt: Man dürfe Hoffnung nicht mit Optimismus verwechseln. Optimisten seien diejenigen, die es nicht besser wüssten, und naiv davon ausgingen, dass "alles schon gutgehen würde". Die Hoffnung verspreche im Unterschied zum Optimismus keinen unbedingten Erfolg, dafür aber lasse sie den Hoffenden nicht allein. Die Hoffnung sei wie ein Spalt, durch den die Zukunft einen Strahl ihres Lichtes in die Gegenwart wirft.

Die Hamburger Pröpstin Astrid Kleist wird in der Jacobikirche mit Krebserkrankten und Angehörigen zusammen das Leben feiern.

 
In welcher Form sind die genannten Experten eingebunden?

Kleist: Sie waren von Anfang an in der Vorbereitung beteiligt und werden auch im Gottesdienst selbst zu Wort kommen. Zwei Patient:innen werden stellvertretend für andere von sich erzählen und dem, was ihnen Hoffnung gibt.
 
Hat der Gottesdienst ein therapeutisches Ziel?

Kleist: Wenn therapeutisch meint, dass wir hoffen, dass der Gottesdienst eine positive, ermutigende und stärkende Kraft für die Einzelnen entfaltet, dann hat der Gottesdienst auch eine therapeutische Zielsetzung.
 
Wie gehen Sie mit Verzweifelten um, mit der Theodizee-Frage?

Kleist: Der Zweifel ist der Bruder des Glaubens und ist darum immer dabei. Ihn zu leugnen oder zu verdrängen, wäre ihm nicht angemessen. Aber wir können einander helfen, immer wieder auch neue Blicke auf uns und unser Leben zu bekommen, die von anderem als dem Zweifel erzählen.
Im Gottesdienst beten wir füreinander und erbitten Gottes Segen.