Mit dem Robert-Geisendörfer-Preis in der Kategorie Fernsehen wurden der WDR-Film "Kehrtwende" von Johannes Rotter und Dror Zahavi sowie die 3sat-Dokumentation "Und wir sind nicht die Einzigen" von Christoph Röhl ausgezeichnet. In der Kategorie Hörfunk gingen Preise an Jörn Klare und Friederike Wigger für "Herr Meyer fährt jetzt fern" sowie an Karla Krause für das Feature "Von einem der auszog, den Tod nicht zu fürchten". Die Jury Kinderprogramme ehrte Stefan Höh und Stephan Altrichter für "Stark! Aleyna - Little Miss Neukölln" sowie Anja Kömmerling und Thomas Brinx für "Krimi.de - Eigentor".
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In seiner Festrede ging Fischer, der Medienbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland, auf den "rasanten" Wandel der gesellschaftlichen Kommunikation ein. Das Internet ermögliche es dem Einzelnen, nicht nur Empfänger von Medienkommunikation zu sein, "sondern selbst als Sender zu agieren", sagte er. Für Internetkommunikation gelte nicht mehr uneingeschränkt, dass Informationen vor ihrer Aussendung auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden müssten. Als negative Beispiele nannte der Theologe das Anti-Islam-Video, das um die Welt gehe, oder Handyvideos aus dubiosen Quellen.
"Gerüchte lassen sich im Internet nicht korrigieren"
Fischer bezog sich auch auf die Klage von Bettina Wulff, der Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, gegen die Suchmaschine Google, die hinter ihrem Namen automatisch "anrüchige Begriffe" aufliste. "Gerüchte, einmal in die Welt gesetzt, lassen sich im Netz nicht durch eine Gegendarstellung korrigieren oder mittels Unterlassungserklärung verbieten", sagte der Bischof. Die Gesellschaft werde daher das Verhältnis von Fakten und Fiktion, "von subjektiver Meinung und objektiver Wahrheit, von Authentizität und Inszenierung" an manchen Punkten neu austarieren müssen.
Der Fernseh-Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks (BR), Sigmund Gottlieb, betonte die Bedeutung von Qualitätsjournalismus für die Gesellschaft. "Wir brauchen mehr denn je solche publizistischen Hochleistungen", die nah am Menschen seien, mutig den Finger in die Wunden legten und Perspektiven böten, sagte er. Die Menschen suchten nach Orientierung, die Eliten hätten aber keine Antworten auf drängende Fragen. Journalisten müssten sich täglich im "digitalen Dschungel" darum bemühen, aus der Kommunikation des Zufalls einen Anker der Verlässlichkeit zu machen. Er hoffe, dass die Verleihung des Geisendörfer-Preises Belohnung und Anreiz zugleich sei.
Der Robert-Geisendörfer-Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den Publizisten und bayerischen Pfarrer Robert Geisendörfer (1910-1976) verliehen. Mit dem Preis werden Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten ausgezeichnet, die das Verantwortungsbewusstsein stärken, den sozialen Zusammenhalt fördern und dazu beitragen, Gewalt zu vermeiden. Der Preis wird von der EKD, den Landeskirchen in Bayern, Norddeutschland und Niedersachsen sowie vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) getragen, das auch evangelisch.de trägt.