Ein Konzept zur Traumabearbeitung hat die US-amerikanische Psychotherapeutin Carolyn E. Yoder entwickelt. Es soll Menschen helfen, die durch Flucht, Krieg, Gewalt oder Rassismus traumatisiert sind, sagte Yoder am Donnerstagabend in Freiburg bei einer Veranstaltung der Evangelischen Hochschule Freiburg. Das Programm mit dem Titel "Strategies for Trauma Awareness and Resilience (Star)" (Strategien für Trauma-Bewusstsein und Resilienz) verbindet Resilienz und Traumaforschung mit ziviler Konfliktbearbeitung.
Es gehe darum, jenseits der ersten Notfallversorgung zu lernen, auf gute Art mit traumatischen Erlebnissen umzugehen, sagte Yoder, die online aus Harrisonburg/USA zugeschaltet war. Allerdings könne es keine Psychotherapie ersetzen. "Resilienz entsteht, wenn wir uns mit dem Trauma auseinandersetzen", so die Psychiaterin, die viele Jahre mit traumatisierten Menschen in Asien und Afrika, im Mittleren Osten sowie im Kaukasus arbeitete.
Die Heilung einer psychischen Ausnahmesituation, die durch Gewalttaten, Krieg oder Katastrophen ausgelöst werden, könne am besten gemeinschaftlich in Gruppen verarbeitet werden, die ähnliches erlebt hätten. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 habe sie dazu ein Konzept für Multiplikatoren in der Sozial-, Gesundheits- und Bildungsarbeit sowie Seelsorge entwickelt, sagte Yoder. Es soll ein niedrigschwelliges Grundwissen über Traumata vermitteln und Strategien zu ihrer Bewältigung.
Die Expertin bezeichnete es als "komplexes Thema" Traumata anzusprechen und Kreisläufe der Gewalt zu verhindern. "Veränderung beginnt, wenn wir zuhören, beobachten, nachdenken, unsere Fantasie spielen lassen, beten", schreibt Yoder in ihrem Buch zur Trauma-Transformation. Es ist jetzt auf Deutsch unter dem Titel "Heilsam mit traumatischen Erlebnissen umgehen. Wege zu Resilienz, Frieden und Versöhnung" im Neufeld-Verlag (Cuxhaven) erschienen.
In den USA sei das Gesundheitssystem überlastet. In einem Zeitalter der Ungewissheit litten besonders junge Menschen unter den Folgen der Corona-Pandemie, der Klimakatastrophe, dem Ukraine-Krieg oder Terrorismus. Ein Trauma zu verhindern und Kreisläufe der Gewalt zu durchbrechen sei eine lebenslange Aufgabe, "die wir nicht allein übernehmen können". Deswegen sei es wichtig, dass sich nicht nur Gesundheitsexperten, sondern alle Menschen sich über das Thema informierten.
Die Geschäftsführende Direktorin des Freiburger Friedensinstituts, Karen Hinrichs, plädierte für die Entwicklung eines deutschsprachigen Trainingsangebotes nach dem STAR-Konzept. Bislang gebe es in Deutschland keine Programme, bei denen Strategien der Traumabearbeitung und der Stärkung der Resilienz mit Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung kombiniert werden.