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Wie viel Geld bleibt später noch zum Leben? Die Diskussion um Rentenkürzungen und private Vorsorge zeigt, dass viele Deutsche noch unsicher sind, wenn sie in die Zukunft schauen.
Thema "Rente" bei Plasberg: Graue Zukunft
Frank Plasberg hat zum Generationengespräch geladen, denn das Thema Rente geht sie alle an. Er wollte wissen: "Die Zukunft ist grau – Leben die Alten auf Kosten der Jugend?" Die Gäste diskutierten sachlich und ruhig, insgesamt blieb die Atmosphäre entspannt, etwas ideenlos vielleicht. Besonders Michelle Müntefering, Ehefrau von Franz Müntefering, hat die Chance genutzt um zu zeigen, dass sie für die nächste Bundeswahl bereit ist.
25.09.2012
evangelisch.de
Jana Hofmann

Seit einigen Wochen beschäftigt Deutschland sich mit der Frage, wer ab wann wie viel Rente bekommen sollte. Und was ist überhaupt eine gerechte Rente? Besonders die Sorge vor Altersarmut lässt die Diskussion emotionaler werden, denn es geht um das Leben auf Grundsicherungsniveau - trotz jahrelanger harter, ehrlicher Arbeit.

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Frank Plasberg hat versucht, das Thema Rente in seiner Talkshow "hart aber fair" von einer neuen Seite zu beleuchten. Er wollte wissen, ob Deutschland in eine "graue Zukunft" stürzt. Provokativ fragte er: "Leben die Alten auf Kosten der Jugend?" Und: "Wer muss verzichten lernen, damit es gerecht zugeht?"

Dazu wollte Plasberg eine Generationen-Debatte starten und hat wie immer versucht, dass die wichtigen Meinungen vertreten sind: Der Schauspieler Joachim "Blacky" Fuchsberger (etwas kurios, aber wohl legitim - er ist mit 85 Jahren alt genug für die Rente), Wolfgang Gründiger von der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (mit 28 Jahren der Jüngste in der Runde), Leonhard Kuckart von der Senioren-Union (80), Klaus Hurrelmann als Experte (68, Soziologe und Mitautor der Shell-Jugendstudie) sowie Überraschungsgast Michelle Müntefering, 32, Ehefrau von Franz Müntefering und bereit für den Bundestagwahlkampf.

Wohlartikulierte Phrasen für den Wahlkampf

Frank Plasberg war sichtlich stolz darauf, mit Michelle Müntefering eine junge Politikerin zu Gast zu haben, die noch nicht so oft zu sehen war und durch ihre Ehe mit Franz Müntefering zu Popularität gekommen ist. Kein Wunder also, dass die erste Frage direkt an die ehrgeizige Sozialdemokratin ging. "Wir brauchen den Generationenvertrag auch weiterhin, es gibt nichts besseres, als wenn Menschen für Menschen einstehen", sagt die Jung-Politikerin überlegt. Sie klingt wie ein Politprofi, als sie hinzufügt: "Und deswegen will die SPD und deswegen will ich den Generationenvertrag demokratie- und zukunftsfähig machen." Dass sie mit diesen Phrasen, sicher und wohlartikuliert vorgetragen, keine genauen Pläne zugibt, findet sie nicht schlimm. Alles weitere werde die SPD auf dem nächsten Parteikonvent im November klären.

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Der "Anwalt der Jugend", Wolfang Gründinger, kritisierte: "Für mich ist nicht die Rente sicher, sondern die Rentenkürzung. Das ist unsolidarisch!" Der Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, selbst erst 28, trat souverän auf, ließ sich weder von Frank Plasberg noch von den anderen Diskussionsteilnehmern aus der Ruhe bringen. Und er war der einzige aus der Runde, der es wagte, Joachim Fuchsberger zu kritisieren. Der Schauspieler wich nämlich immer mal wieder gerne vom Thema ab, was sowohl Plasberg als auch alle anderen ihm gerne durchgehen ließen - eben weil Fuchsberger so eine charmante Art des Geschichtenerzählens hat.

Nur leider war "Blacky" in dieser Talkshow völlig fehl am Platz. Denn abgesehen davon, dass er den Ruhestand verdient hat und in der Frage nach einer Erbschaftssteuer klar die Position der Vermögenden übernehmen kann, hatte er nichts Sinnvolles beizutragen. In der Diskussion waren sich alle einig, doch nur eine friedliche und solidarische Lösung zu wollen. Auch den Generationenvertrag lehnte keiner ab. Vielmehr wollten sie eine "Neuauflage" (Gründinger) oder eine Erweiterung um ein Drei-Säulen-Modell (Kuckart).

Keine Inhalte, nur Phrasen

Die Gäste waren höflich zueinander, meist sogar freundlich. Doch außer Phrasen hatten sich die Teilnehmer wenig zu sagen, um Inhalte ging es selten. Und wenn Müntefering loslegte mit ihren gut einstudierten Zahlen, schwirrte dem armen Fuchsberger gleich der Kopf. Wer sollte denn da auch mitkommen? Wirkliche Diskussionen, wie zum Beispiel um Kuckarts Drei-Säulen-Modell, wollte Müntefering auch lieber auf "nacher" - also auf ein privates Gespräch nach der Sendung und ohne Kameras - verschieben.

Als Lösung präsentierten die Mehrheit der Gäste die Absenkung des Wahlalters. Wie genau sie darauf gekommen waren, ist etwas abstrus. Eigentlich ist es es eine Idee von Soziologe Klaus Hurrelmann: Seiner Meinung nach sind die jungen Leute zu wenig engagiert in der Politik. Um das zu ändern, sollte es mehr junge Wähler geben - denn "die alten Wähler werden immer mehr und sind sehr treue Wähler". Darauf stieg Müntefering gleich ein, forderte aber noch einen Ausbau der politischen Bildung. Noch weiter im Wünschen nach einem anderen Wahlsystem ging Gründinger: "Jeder soll wählen, wen er möchte, sobald er möchte und wenn er möchte." Kuckarts Zwischenruf - "Das löst das Problem doch nicht!" - verhallte ungehört.

Und was bleibt nach dem Talk? Der Zuschauer ist so klug wie vorher, denn die Diskussion blieb zwar ruhig, aber ideenlos. Interessant war der Abend nicht wegen des Themas, sondern wegen Michelle Müntefering. Noch braucht sie die Beschreibung "Ehefrau von Franz Müntefering" - aber in der Diskussion hat sie gezeigt: Ich bin da, ich bin wach, ich bin hungrig. Wir werden sie ab jetzt wohl öfter sehen und hören.