Über 120 christliche Memes hat der evangelische Vikar Frank Krauss in den vergangenen Monaten auf seinem Instagram-Kanal "Wort in Memes" veröffentlicht - strukturiert nach Kapiteln der Bibel. Der 31-Jährige ist angehender Pfarrer in der evangelischen Drei-Seen-Gemeinde für den Ammersee, Pilsensee und Wörthsee. Die Idee zu den kleinen Bildern, die mit einem neuen Text versehen werden, kam Krauss bereits während des Theologiestudiums - damals verwendete er sie als Lernhilfe, wie er erzählt.
Ein Meme - in der Mehrzahl Memes - ist ein Internetphänomen. Memes verbreiten sich vor allem in sozialen Netzwerken. Meme leitet sich von altgriechisch "mimema" ab, das in etwa "das Nachgemachte" bedeutet. In der Regel bestehen Memes aus einem oder mehreren Bildern, sagt Krauss. "Das können Comic-Zeichnungen sein oder Szenen aus populären Filmen oder Serien, die dann einen neuen Text bekommen." Manchmal würden einzelne Sätze angepasst, in anderen Fällen sprächen die Bilder für sich oder sie bekämen ganz neue Texte.
So würden sich ursprüngliche und neue Bedeutung vermischen, die Ergebnisse sollten mal witzig sein, mal guttun, sagt Krauss. Er kombiniert Meme-Vorlagen, sogenannte Templates, mit biblischen Texten. Er lese sich Bibelstellen durch und überlege dann, welche Szene so eindrücklich ist, dass man ein Meme daraus machen kann. Anschließend suche er nach passenden Bildern und Texten.
Dabei arbeitet er sich stets durch ein komplettes biblisches Buch, wie die Offenbarung des Johannes. Eine ungewöhnliche Idee: "Ich hatte nach meiner Doktorarbeit eine Prüfung zum Römerbrief und um mir den Inhalt besser merken zu können, habe ich zu jedem wichtigen Abschnitt ein Meme erstellt." Seitdem erstelle er fast jeden Tag eines. Inzwischen hat er neben dem Römer-Brief und der Offenbarung des Johannes bereits das Buch Genesis, das 1. Buch der Könige sowie der Richter in Memes verpackt.
Mal Comic - mal wie eine Film-Szene
Mal gestaltet er diese in Form von Ausschnitten aus Hollywood-Filmen, mal mit Comiczeichnungen. Als Beispiel nennt Krauss eine Darstellung, die sich auf eine Stelle in der Bibel bezieht, die häufig in Zusammenhang mit Beerdigungen genannt wird und in Offenbarung 21, Vers 4 nachzulesen ist: "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."
In dem dazugehörigen dreiteiligen Meme wird die Hauptperson zunächst von drei weiteren Figuren eingeschüchtert. Überschrieben hat er das Trio auf Englisch mit "Klimakrise", "Krieg" und "Soziale Ungerechtigkeit". Im nächsten Bild kommt eine strahlende Figur dazu, reicht der traurigen Person die Hand und schließt sie in die Arme. Dabei steht das Bibelzitat aus der Offenbarung. Dieser starke Satz tröste ihn selbst angesichts der "ganzen Krisen auf unserem Planeten", erläutert der Vikar.
Doch es geht Krauss nicht nur ums Nachdenken, er wolle Menschen auch "mit der Fremdheit der biblischen Texte zum Lachen zu bringen". Sein Ziel sei, ein biblisches Buch in leicht verständlichen Bildern auszudrücken und so vielleicht mit der Gegenwart zu verknüpfen. Auch den ursprünglichen Gedanken, Memes als Merkhilfe zu erstellen, hat sich der Instagramer bewahrt: "Mich motiviert, dass ich davon selbst was hab: Ich kann Bibellesen und noch mal anders über die Texte nachdenken."