Foto: epd-bild/Dieter Sell
Glücklich zurück im eigenen zu Hause: Die Familie Nguyen.
Wieder "willkommen" in der Heimat
Überstürzt wurde die aus Vietnam stammende Familie Nguyen im vergangenen Jahr abgeschoben. Nur die 21-jährige Tochter Ngoc Lan blieb zurück. In einem Gottesdienst sprach die Familie über ihre Erfahrungen.
24.09.2012
epd
Thomas Paterjey

Die aus Vietnam stammende Familie Nguyen fühlt sich in Deutschland inzwischen wieder heimisch und gut aufgenommen. "Wir haben einen neuen Anfang gemacht", sagt der 46-jährige Familienvater Duong Nguyen in einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag in Hannover. Über die hastige Abschiebung seiner Familie im vergangenen Jahr und die Rückkehr Anfang diesen Jahres findet er nur wenige Worte. "Seit Januar ist unsere Familie wieder vereint."

###mehr-artikel###Im Gottesdienst in der Tituskirche berichtete auch die älteste Tochter, Ngoc Lan, von der aufregenden Zeit. Während ihre Eltern und ihre beiden jüngeren Geschwister in das ostasiatische Land gehen mussten, blieb die 21-Jährige allein in Deutschland zurück. "Ich habe mich gleichzeitig verzweifelt, sauer und hilflos gefühlt", sagt Ngoc Lan, der auch in diesem Augenblick die damalige Beklemmung anzusehen ist. "An diesem Tag ist für mich eine Welt zusammengebrochen."

Ngoc Lan habe gewusst, dass es ihrer Familie in Vietnam nicht so gutgehen würde wie in Hoya bei Nienburg. Dort waren die Nguyens heimisch geworden und hatten sich ein funktionierendes Leben aufgebaut. "Seitdem meine Familie wieder zurück ist, überwiegt bei mir die Freude über den glücklichen Ausgang", sagt sie mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen. "Alles ist ausgestanden."

Verschiedene Traditionen schätzen

Der Gottesdienst, mit ghanaischer Musik und weiteren Berichten einer Alevitin über die Etappen ihrer Integration, war Teil der interkulturellen Woche zum Thema "Herzlich willkommen - wer immer du bist". Bis zum 29. September laden Kirchen, Gewerkschaften und Verbände bundesweit zu rund 4.500 Veranstaltungen gegen Rassismus und Rechtsextremismus ein.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betonte in seiner Predigt, dass diese und viele andere Menschen mit ausländischen Wurzeln verschiedene Erfahrungen und Traditionen mitbringen. Im Hinblick auf Familie Nguyen freue er sich über die "glückliche Wendung". Meister: "Ich bin andererseits aber auch bekümmert und denke an Fälle, wo wir uns ähnliches gewünscht und gefordert haben."

Sechs Jahre gemeinsam gekämpft

Andreas Ruh, Pastor in Hoya, erinnerte daran, dass Familie Nguyen insgesamt 164 Tage im Kirchenasyl verbringen musste. Die gemeinsamen Anstrengungen hätten viel Kraft gekostet. "Insgesamt haben wir knapp sechs Jahre zusammen gekämpft."

###mehr-links###Ngoc Lan sagte, dass sie jetzt jedoch mit "guten Gefühlen" in die Zukunft blicken könne. Seit der Rückkehr ihrer Familie habe sie den Einstieg in das Berufsleben geschafft. "Ich lebe jetzt in Belgien und mache eine Ausbildung zur Bankkauffrau." Für die kommende Zeit hat sie ein konkretes Ziel, gesteht sie lachend: "Als nächstes will ich meine Englischkenntnisse verbessern."