Im nordrhein-westfälischen Castrop-Rauxel ist in der Nacht zum Sonntag ein Terrorverdächtiger festgenommen worden. Auf richterliche Anordnung seien die Wohnräume des 32-Jährigen wegen des Verdachts der Planung eines islamistisch motivierten Anschlags durchsucht worden, teilten die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, die Polizei Recklinghausen und die Polizei Münster am Sonntag gemeinsam mit. Der Beschuldigte ist demnach iranischer Staatsangehöriger und soll sich die Giftstoffe Cyanid und Rizin beschafft haben. Der Mann sei zusammen mit einer weiteren Person in Gewahrsam genommen worden, Beweismittel seien sichergestellt.
Giftstoffe fanden sich darunter nicht, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Es gebe aber andere Beweismittel, die Ermittlungen dauerten an. Es werde geprüft, ob der Verdächtige einem Haftrichter vorgeführt wird.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte in Düsseldorf: "Wir hatten einen ernst zu nehmenden Hinweis, der die Polizei dazu veranlasst hat, noch in der Nacht zuzugreifen." Die Behörden ermittelten jetzt mit Hochdruck. "Die Ergebnisse gilt es abzuwarten", betonte der Minister.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnte vor einer anhaltenden Bedrohung durch islamistischen Terror. "Deutschland steht weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen", erklärte Faeser in Berlin. Islamistisch motivierte Einzeltäter seien eine weitere erhebliche Gefahr. "Unsere Sicherheitsbehörden rechnen deshalb jederzeit mit Vorbereitungen für einen Anschlag", sagte die Ministerin. Seit dem Jahr 2000 hätten die Sicherheitsbehörden 21 islamistische Anschläge verhindert.
Faeser sagte, die weiteren Ermittlungen würden zeigen, ob sich der Verdacht gegen den in Castrop-Rauxel festgenommenen Mann erhärtet. Der Fall zeige, dass das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum als Bund-Länder-Kooperationsplattform funktioniere. "Die internationale Zusammenarbeit ist ebenso weiterhin ein wichtiger Baustein bei der Bekämpfung des internationalen islamistischen Terrorismus", fügte die Bundesinnenministerin hinzu.
Die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz zählte im Jahr 2021 insgesamt 28.290 Personen zum islamistischen Personenpotenzial.