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Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klaus Engelhardt, wird am 11. Mai 80 Jahre alt.
Klaus Engelhardt: "Du bis mehr als was du geschafft oder nicht geschafft hast"
Der frühere EKD-Ratsvorsitzende wird am 11. Mai 80 Jahre alt
Steuermann in kirchlichem Vereinigungsprozess: Wenn der frühere badische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Klaus Engelhardt nach seinen Wünschen für die Kirche gefragt wird, nennt er zuerst eine neue Bereitschaft zur Bibellektüre.
11.05.2012
epd
Christine Süß-Demuth

Dies habe früher zum evangelischen Christsein selbstverständlich dazugehört, sagt Engelhardt, der von 1991 bis 1997 oberster Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war. Die Bibel enthalte entscheidende Weisungen und Zusagen für das Leben der Christen und dürfe als "grundlegendes Zeugnis" nicht ersetzt werden. Der promovierte Theologe wird am diesem Freitag 80 Jahre alt.

Zudem sei die Bibel ein "aufregendes literarisches Gebilde", eine ganze Bibliothek mit unterschiedlichsten Gattungen, wie Novellen, Liebesliedern und Erzählungen. "Die Bibel schärft das Gewissen für die Aufgaben und Herausforderungen, die sich in der Welt ebenso wie im engsten Umkreis stellen", sagte er. Als Beispiele nannte Engelhardt die Frage nach Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Pfarrer und Theologen müssten deutlich machen, welche Aussagekraft das Buch der Bücher heute noch habe.

Die Bibel gebe vielen Menschen das Vertrauen: "Du bis mehr als was du geschafft oder nicht geschafft hast". Dazu müsse der christliche Glauben verkündet werden. "Wir brauchen in Kirche und Gesellschaft Menschen, die sagen können, warum es sich lohnt, Christen zu sein", sagt Engelhardt, der für seine leisen, aber dennoch bestimmten Worte bekannt ist.

"Motor der kirchlichen Einheit zwischen Ost und West"

Zwei Jahre nach der Wende wurde Engelhardt 1991 als erster EKD-Ratsvorsitzender für die Kirchen in Ost und West gewählt. Die evangelische Kirche sei vermutlich die einzige Institution gewesen, die bereits vor dem Fall der Mauer regelmäßige Partnerschaften auf allen Ebenen wahrgenommen habe, erinnert Engelhardt. Bis zum Ende seiner Amtszeit bemühte er sich, evangelische Kirchen in den östlichen und westlichen Bundesländern zusammen zu führen und wurde dafür als "Motor der kirchlichen Einheit zwischen Ost und West" gelobt.

"Da brauchte es einen Steuermann, der sich in besonderer Weise auf das Vermitteln verstand", bescheinigte ihm sein Nachfolger im Ratsvorsitz, Manfred Kock. Engelhardts Vermittlung war gefragt bei den innerkirchlichen Auseinandersetzungen über die Gestaltung der evangelischen Militärseelsorge. Als Ratsvorsitzender machte sich Engelhardt zudem für eine strukturelle Konzentration im deutschen Protestantismus stark und schlug eine Reform der konfessionellen Zusammenschlüsse, sowie mehr Kooperation der Landeskirchen vor.

Beständiger Einsatz für die Ökumene

Auch mit der katholischen Kirche suchte der badische Theologe als Ratsvorsitzender den Dialog. In seine Amtszeit fiel etwa das gemeinsame Sozialwort der Kirchen "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit", das 1997 veröffentlicht wurde. Bei der Begegnung mit Papst Johannes Paul II. in Paderborn 1996 warb Engelhardt dafür, dass der ökumenische Dialog zu Erleichterungen für die Kirchengemeinden uns für das Leben der einzelnen Christen beitragen müsse.

Immer wieder hatte sich Engelhardt für die Ökumene eingesetzt, etwa für die Zulassung konfessionsverschiedener Ehepartner zum Abendmahl. Er empfinde es als "sehr enttäuschend", dass das in der katholischen Gottesdiensten noch nicht möglich sei. Die ökumenische Arbeit in Deutschland müsste in Rom stärker wahrgenommen und beachtet werden, fordert Engelhardt.

Basisnah, offen und liberal

In seiner Amtszeit als badischer Landesbischof von 1980 bis zu seinem Ruhestand 1998 bewegten ihn Themen wie die Friedensfrage und Nachrüstung in den 1980er Jahren oder das Kirchenasyl. "Wir haben damals gute Erfahrungen mit dem Kirchenasyl gemacht," erinnert Engelhardt an harte Gespräche mit der Landesregierung über die Aufnahme von Flüchtlingen.

Auch in der Zeit als EKD-Ratsvorsitzender blieb der für seine Offenheit und Liberalität geschätzte Bischof basisnah. So stand er regelmäßig in badischen Gemeinden auf der Kanzel. Besonders lobt er das Engagement Ehrenamtlicher: "Man darf den Reichtum der Mitarbeit von Ehrenamtlichen in der Kirche nicht übersehen".

Engelhardt stammt aus einer badischen Pfarrersfamilie und wurde am 11. Mai 1932 in Schillingstadt (Main-Tauber-Kreis) geboren. Er studierte Theologie in Göttingen, Basel und Heidelberg. Von 1966 bis 1980 lehrte er als Professor für Evangelische Theologie und Pädagogik und als Rektor an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Danach wirkte er als badischer Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender. Engelhardt ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Sein Sohn Markus Engelhardt ist evangelischer Dekan in Freiburg.