Der Theologe Reinbold betonte, dass ohne Jesus kein Christentum denkbar sei: "Es gäbe weder Weihnachtsmärkte noch Weihnachtsgeschenke - und am 26. Dezember müssten wir wohl alle zur Arbeit gehen", sage der evangelische Theologie-Professor dem Evangelischen Pressedienst.
Noch wichtiger sei aber, "dass die deutsche Kultur, unser Kalender und unsere Rechtsordnung durch und durch christlich geprägt sind, sei es direkt, sei es indirekt oder im Widerspruch". Die Wirkung des Zimmermanns Jesus aus Nazareth könne "größer kaum sein".
Noch vor rund einem Jahrhundert sei die Frage, ob Jesus wirklich gelebt habe, unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert worden, erläuterte Reinbold. "Begründet wurde das damit, dass man sagte: Das Christentum ist ein Mythos, für den man nachträglich einen historischen Ursprung konstruiert hat." Eine andere Argumentationslinie sei davon ausgegangen, dass die historische Figur Jesus deshalb entstanden sei, weil man die Evangelien, die ursprünglich "so etwas wie Romane" gewesen seien, im Nachhinein als Tatsachenberichte missverstanden habe.
Heute lasse sich aber kaum mehr bestreiten, dass die historische Person Jesus von Nazareth existiert habe. Dafür sprächen an gesicherten historischen Fakten überprüfbare Schilderungen im Neuen Testament, aber auch in nicht-christlichen Quellen, etwa bei den römischen Historikern Tacitus und Sueton. Dass die historische Person Jesus gelebt habe, zeige sich aber auch an der Verbreitung und Dauer, die das Christentum erlangt habe: "Vermutlich ließe sich christlicher Glaube auf die eine oder andere Weise auch als reiner Mythos konstruieren. Ich bezweifle aber, dass er dann die Kraft hätte, die ihm eigen ist", unterstrich Reinbold.