Wenn es um die Frage nach der Existenz von Engeln geht, legt die evangelische Theologin Margot Käßmann die Bibel als maßgebliches Koordinatensystem an. "In der biblischen Weihnachtsgeschichte beispielsweise wimmelt es geradezu von Engeln", sagt die ehemalige hannoversche Landesbischöfin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst und ergänzt: "Sie kündigen Maria und Zacharias die Geburt Jesu an, sie ermutigen die Hirten, das Kind zu suchen. Und später, in der Ostererzählung, erwartet ein Engel die Frauen am leeren Grab."
Käßmanns liebster Engelvers stammt aus dem biblischen Psalm 91: "Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen." Engel seien die Mittler Gottes, die Erfahrung von Gottes Nähe, fasst die Theologin zusammen: "Sie vermitteln, was Gott will, sie sagen die Gegenwart, die Anwesenheit Gottes zu. Gott ist da, tröstend, haltend, bergend und sagt: 'Fürchte dich nicht!' Diese Zusage ist so etwas wie die Visitenkarte der Engel, denke ich."
"Wohl wird Gott mich nicht durch Engel vor allem Unglück schützen", schränkt Käßmann ein und ergänzt: "Sie sollten auch nicht überhöht werden und an die Stelle Gottes treten. Wir können auch nicht festlegen, was und wie ein Engel ist. Aber ich kann um Schutz, Bewahrung und Begleitung bitten - für mich wie für andere."
Einer Online-Befragung durch YouGov im Jahr 2016 zufolge glaubt jeder zweite Deutsche an Engel. Bei Juden, Christen und Muslimen beziehen sich nach Angaben von Religionswissenschaftlern Engel immer auf Gott und dienen ihm. Im Alten Testament lassen sich hauptsächlich zwei Gruppen unterscheiden: Die eigentlichen Engel treten meist in menschlicher Gestalt als Gottes Boten auf.
Als zweite Gruppe gottnaher Wesen werden Cherubim und Seraphim erwähnt. Cherubim bewachen den Garten Eden, sie umgeben die Bundeslade und den Thron Gottes. Sie haben Menschengestalt, vier Gesichter und vier Flügel. Seraphim sind mit sechs Flügeln ausgestattet, sie gehören ebenfalls zum Thronrat Gottes und beten Gott an.