Er werde 2024 antreten, um Amerika nach dem angeblichen Desaster von US-Präsident Joe Biden wieder "großartig" zu machen, sagte Donald Trump Mitte November unter Kronleuchtern in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Aber viele der Evangelikalen, die sich noch während der Amtszeit des Republikaners als Präsident an dessen Seite in Szene gesetzt hatten, halten sich seit der Ankündigung bedeckt.
Evangelikale Pastoren "springen nicht auf den Trump-Zug", schrieb der Informationsdienst "baptistnews.com". Der baptistische Megakirchenpastor Robert Jeffress, langjähriger Trump-Freund, konzentriert sich auf seinem Twitter-Konto auf das Weihnachtsfest.
Im Magazin "Newsweek" sagte Jeffress, Trump sei ein großartiger Präsident gewesen. Er werde Trump unterstützen, sollte die Republikanische Partei ihn zum Kandidaten küren. Bis dahin beteilige er sich nicht an dem "internen Bürgerkrieg" der Partei.
Dort bezweifeln manche, ob der in Beschwerden über "gestohlene Wahlen" und in staatliche Ermittlungen verstrickte Politiker wirklich der beste Kandidat ist. Bei einer Umfrage des Public Religion Research Institute im Oktober erklärten nur 49 Prozent der weißen evangelikalen Protestanten, Trump sei ihr Lieblingskandidat für 2024. In den Jahren 2016 und 2020 hatten noch rund drei Viertel der weißen evangelikalen Wählerinnen und Wähler für Trump gestimmt.
Macht schlägt Moral
Der Redakteur der evangelikalen Zeitschrift "Christianity Today", der Trump-Kritiker Russell Moore, reagierte besorgt auf Trumps Ankündigung. Der Streit um Trump sei nicht gut gewesen für Gläubige. "Gemeinden haben sich gespalten, Kirchen sind auseinandergerissen worden, und Freundschaften wurden zerstört", schrieb Moore.
Die weißen Evangelikalen und Trump haben ein wechselhaftes Verhältnis. Bei den Vorwahlen zu Trumps Kandidatur 2016 war der dreimal verheiratete Immobilienunternehmer und Playboy-Showman anfangs nicht die erste Wahl der evangelikalen Christenheit. Doch man arrangierte sich. Den Gläubigen war die Moral des Kandidaten weniger wichtig als seine Politik und die versprochene Nähe zur Macht. Trumps "Make America Great Again" kam an in weißen evangelikalen Kreisen, wo man den Verlust gesellschaftlicher Vorherrschaft erlebte.
Alternativen: DeSantis und Pence
Mit der Nähe Trumps zur Macht ist es nicht mehr allzu weit her. Bei den Zwischenwahlen im November fielen viele der republikanischen Kandidaten, die Trump unterstützte, beim Wahlvolk durch, der erwartete haushohe Wahlsieg der Republikaner blieb aus.
Am 6. Dezember schrieb der Bundesstaat Georgia das letzte Kapitel der "Midterms". Bei der Stichwahl für einen Sitz im Senat gewann der schwarze Baptistenprediger Raphael Warnock gegen den schwarzen Ex-Footballstar Herschel Walker. Trump hatte Walker zur Kandidatur gedrängt. Walker sagte, Trump sei sein Mentor und Modell.
Alternativen bieten sich an. Der Gouverneur des Bundesstaates Florida, Ron DeSantis, gilt wegen seiner kulturkämpferischen Kampagnen als potenzieller Anwärter. Zum Zug kommen möchte anscheinend auch Trumps Vizepräsident Mike Pence. Vor wenigen Wochen legte dieser seine Biografie vor mit dem Titel "So help Me God" (Möge Gott mir beistehen).
Im College sei er in Kontakt gekommen mit Studenten, die "eine persönliche Beziehung" zu Gott gehabt hätten, erzählte Pence im Buch. Bei einem christlichen Musikfestival sei er nach vorne gegangen zum "Altarruf", dem Aufruf zur Bekehrung. Der "Augenblick der Entscheidung" habe sein Leben verändert". Pence ist also zu Hause in der evangelikalen Welt.