Maike Schöfer hat eine Vision. "Braucht jede Familie einen Weihnachtsbaum?", fragt sich die neue Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Adlershof. Sie ergänzt: "In der Gemeinde gibt es doch einen Weihnachtsbaum für alle." Die Wahl-Berlinerin mit Bremer Wurzeln betont, dass sie niemandem vorschreiben könne und wolle, wie die Familien Weihnachten feiern. Maike Schöfer versteht ihre Vision als eine Rückbesinnung der Christen auf ihre Wurzeln: Die Menschen kommen zusammen und feiern gemeinsam Weihnachten. Für die Pfarrerin ist dies nicht nicht nur eine Rückbesinnung auf den Glauben, sondern auch eine Form eines nachhaltigen Weihnachtsfestes.
Das sprichwörtliche Fest der Feste ist seit Jahrzehnten nicht nur das Gedenken an die Geburt Jesu, sondern auch eines des Konsums und der Müllberge. Dabei geht es auch anders. Los geht’s beim Weihnachtsbaum, auf den kaum eine Familie verzichtet. Umweltschützer beziehungsweise Umweltschutzverbände wie der World Wildlife Fund (WWF) machen schon seit Jahren darauf aufmerksam, dass viele Bäume aus ökologisch bedenklichem Anbau kämen. Sie seien unter anderem stark mit Pestiziden belastet.
Umgang mit dem Weihnachtsbaum
Wer also einen Weihnachtsbaum kauft, sollte auf die ökologischen Gütesiegel wie Bio, Naturland oder noch besser FSC achten – die drei Buchstaben stehen für Forest Stewardship Council. Es ist eine amerikanische Non-Profit-Organisation mit Ableger in Deutschland. FSC gilt laut ihrer Webseite "als die glaubwürdigste Lösung für nachhaltige Waldwirtschaft".
Umweltverbände aber auch Fachleute empfehlen überdies statt eines klassischen Weihnachtsbaumkaufs an der nächsten Straßenecke, eine Pflanze im Topf zu kaufen. Diese lasse sich beispielsweise nach dem Fest weiterverwenden. Dies jedoch ist nicht ganz ohne Risiko. Denn: Ein Weihnachtsbaum im Topf fällt in der Regel viel kleiner aus. Zudem benötigen sie genügend Raum für Wurzeln sowie entsprechend große Töpfe. Und: Wie jede andere Kübelpflanze muss der Weihnachtsbaum im Topf das ganze Jahr über gepflegt werden.
Tannenzweige weiterverwenden
Experten warnen außerdem davor, dass Nadelbäume und andere immergrüne Gehölze verzögert auf Pflegefehler reagieren. Im schlimmsten Fall verliert der Baum noch vor oder während des Weihnachtsfestes seine Nadeln – auch dann, wenn die Pflanze wie allzu oft üblich von der Terrasse oder dem Balkon direkt ins warme Wohnzimmer gebracht wird. Grund: Der Wechsel vom Kalten ins Warme verbunden mit weniger Licht, wirkt wie ein Schock auf den Baum. Um ein Nadel-Desaster zu vermeiden, raten Experten dazu, das Herzstück der Familienweihnacht langsam ans Dasein drinnen zu gewöhnen.
Die Alternative zum Baumkauf: einen Mieten. Zudem kann das Weihnachtsfest schon Tage vorher mit einem Familienausflug in den Wald beginnen. Dort nämlich bieten Betriebe oder auch die Landesforsten Bäume zum Selbstschlagen an. Diesen Weg zu gehen, rät der WWF. Die besten Baumarten für den Weihnachtsbaum seien Kiefern und Fichten. Ein tolles Erlebnis sei der Familienausflug in den Wald obendrein.
Und nach dem Fest? Bevor der Baum lieblos an die Straße gestellt wird, gibt es andere Möglichkeiten. Wer zum Beispiel einen Garten hat, kann den Ex-Weihnachtsbaum zum Upcycling für Beete oder als winterlichen Schmuck für die Familiengrabstelle verwenden. Wer jedoch den Baum entsorgen möchte oder mangels Platz muss, sollte ihn entweder selbst zum kommunalen Grünverwertung beziehungsweise zum Recyclinghof bringen.
Kreativer Schmuck und Geschenke
Die Vorweihnachtszeit eignet sich für viel Kreativität – nicht nur bei Geschenken und Plätzchen, sondern auch in Sachen Christbaumschmuck. Statt billiger Kugeln aus Asien, sehen getrocknete Früchte, Plätzen oder selbstgemachte Holzfiguren auch schön am Baum aus. Übrigens gilt dies genauso für andere Pflanzen. Denn es gibt durchaus Menschen, die sich keinen Weihnachtsbaum leisten wollen oder können. Die Alternative in diesem Fall: festlich dekorierte Zimmerpflanzen.
Baum oder Pflanze, beides ist nur halb weihnachtlich, wenn die entsprechende Beleuchtung fehlt. Hierzu raten Experten zur Verwendung von LED- statt der traditionellen Lichterketten mit Glühbirnen. Letztere würden etwa 90 Prozent mehr Strom verbrauchen als LEDs. Wer indes auf die traditionelle Kerze setzt, solle Produkte aus Soja- oder Bienenwachs verwenden. Hintergrund: Die meisten zumeist industriell hergestellten Kerzen bestehen aus Paraffin, einem Abfallprodukt der Erdölindustrie.
Geschenke basteln
Nachhaltigkeit spielt auch bei der Auswahl der Geschenke eine große Rolle. Beispiel Bekleidung: Statt auf das Günstigste zu setzen, bieten sich etwa Hoodies und warme Fleecejacken aus fairem Handel an. Sie sind zwar in der Regel teurer, aber dafür auch langlebiger. Jedoch: Menschen und Familien mit wenig Geld können sich gerade diese Art von Bekleidung zumeist nicht leisten. Nachhaltig ist leider auch eine Frage des Einkommens.
Wer trotzdem etwas für die Bewahrung der Schöpfung tun möchte, kann sich bei den Geschenken austoben. Bunt bemalte Stoffe statt Papier zum Einpacken verwenden, selbst etwas basteln oder gestalten – Möglichkeiten gibt es zahlreiche. Warum nicht selbstgemachte Brotaufstriche, Plätzchen, Pralinen oder Seifen verschenken?
Tipps für die vielen weihnachtlichen Leckereien gibt es auf der Internetseite der Bundeszentrale für Ernährung, kurz BzfE. Die Experten dort raten unter anderem fürs große Backen Nüsse aus Deutschland und Schokolade aus fairem Handel zu verwenden. Eine gute Adresse sind die Eine-Welt-Läden und -Verkaufsecken in den Gemeinden und Kirchen. Dort gibt es darüber hinaus manche eine Zutat für einen nachhaltiges Weihnachtsschmaus.
Nachhaltige Weihnachtsmärkte
Wer auf Nachhaltigkeit setzt, findet diese auch in Sachen Weihnachtsmärkten. In München gibt es vom 24. November das Tollwood Festival auf der Theresienwiese. Es gilt in der Stadt und der Region als alternativer Weihnachtsmarkt. Der "Markt der Ideen" mit Kunsthandwerk bietet handgemachte Geschenke aus aller Welt an. Und neben der winterlichen Gastronomie in Bio-Qualität begeistert das Festival vor allem durch sein Kulturangebot. Achtung: Der Markt selbst endet am 23. Dezember.
Wer die weihnachtliche Atmosphäre in der Hauptstadt genießen möchte, sollte einen Abstecher zum Green Market in der Alten Münze in Berlin-Mitte machen. Jeweils an den Adventswochenenden gibt es die Wintermünze mit Streetfood, Musik, Mode, Kosmetik und kreative Geschenkideen. Der Fokus der Angebote liegt auf Nachhaltigkeit und vegane Angebote. Die Wintermünze ist jeweils von jeweils von 13 bis 22 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 5 Euro.
Den Kopf aufräumen
Wer komplett nachhaltig das Fest feiern möchte, hat in diesen Tagen die Chance, auf die Stressbremse zu treten. Denn immer mehr Menschen wächst nach aktuellen Umfragen der Alltag über den Kopf. Da kann es heißen, den Kopf zu entrümpeln und sich fragen: Was will ich leisten, was kann ich noch leisten? Um zu vermeiden, dass das Weihnachtsfest selbst zum Stress wird, bietet es sich unter anderem an, nicht alle Tage mit Familien- und Freundestreffen zu verplanen. Hierzu gehört auch, das Smartphone mal zur Seite zu legen und sich selbst medienfreie Zonen zu verschaffen.