Eine märchenhafte Stille liegt über dem Örtchen Schmitten im Taunus. Der Frost liegt über den Dächern. Es ist Dezember und klirrend kalt. Mit der Ruhe ist es jedoch gleich vorbei. Auf der Terrasse eines rustikalen Holzhauses am Hang rückt Pentti Lepistö seine Holzmütze mit roter Ansteck-Blume zurecht und wirft seine Motorsäge an. Es rattert, es scheppert, es vibriert. Mit gekonnten Griffen lässt der gebürtige Finne mit weißem Vollbart die Säge übers raue Holz gleiten.
Es dauert nicht lange, dann wird aus dem Stück Holz ein kleiner Troll - Penttis liebstes Fabelwesen. Es erinnert ihn an seine Kindheit. "Es gibt gute und böse Trolle. In Finnland sind die eher lieb. In Island und Norwegen sind die eher…" Lepistö verzieht warnend sein Gesicht.
Schon als fünfjähriger Junge hat der kleine Mann geschnitzt. Zuerst mit dem Messer, irgendwann hat er es mit der Säge probiert. "Das geht halt schneller", erzählt er, während er seinem frisch gesägten Troll ein giftgrünes Bastel-Auge in die Mulde hämmert.
Die lustigen Kerlchen zieren nicht nur die riesige Terrasse und das Wohnzimmer des Ehepaars Lepistö, auch einige Nachbarn sind treue Kunden, wie Penttis Frau Ellen bei Kaffee und finnischem Pfefferkuchen erzählt.
Seit drei Jahrzehnten lebt der Rentner mit seiner Frau in Schmitten. Das Haus hat das deutsch-finnische Paar selbst gebaut. Fast alles ist aus Holz. Das haben die beiden extra aus Finnland einliefern lassen.
Was sagen eigentlich die Nachbarn zu dem Lärm mit der Säge? Beide zucken mit den Achseln und lachen. "Beschwert sich keiner", sagt Ellen entspannt: "Und meistens sägt er ja in der Scheune." Für große Figuren fährt Pentti Lepistö mit seinem Unimog in den Wald. Für seine Arbeiten nutzt er heimisches Eichenholz.
Seine Trolle und anderen Waldwesen wie Eulen, Adler und Hirsche verkauft der Holzkünstler auf Weihnachtsmärkten in der Umgebung. Seit Corona finden seine Geschöpfe auch online neue Besitzerinnen und Besitzer.
In der Umgebung ist der Künstler aus dem hohen Norden bekannt. Überall im Wald gibt es seine Werke zu entdecken. Berühmt ist etwa sein "Taunustroll" auf der Passhöhe Sandplacken. Oder seine Figuren auf dem Taunus-Wichtel-Weg. Auch Schnitzvorführungen auf Märkten und Volksfesten gibt der Naturliebhaber gelegentlich.
Lepistö warnt jedoch: So eine Kettensäge sei gefährlich. Auch er als erfahrener Säger trägt immer Schutzkleidung. Passiert sei bisher noch nichts. "Weil ich Respekt vor der Säge habe!", betont der Künstler.
Sein jüngster Auftrag war im vergangenen Winter eine weitere Figur für die Weihnachtskrippe in der nahegelegenen Stadt Usingen - ein stehender Hirte. Für solche Sonderanfertigungen braucht der Holzschnitzer mehrere Wochen. Die nahezu lebensgroßen Figuren werden von Mitgliedern des Usinger Vereins für Wirtschaft und Gewerbe gespendet. Die glücklichen Gesichter der Menschen vor der Krippe seien den Aufwand wert, sagt Lepistö und lächelt: "Hauptsache, die Leute haben Spaß."