Die Dresdner Frauenkirche hat ihren Organisten Samuel Kummer nach 17 Jahren Dienst entlassen. Das Arbeitsverhältnis mit dem 54-jährigen Musiker sei bereits zum 30. September beendet worden, bestätigte Kummer dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Er ist nach eigenen Angaben vor das Arbeitsgericht gezogen. Dort solle über eine Klage gegen die Kündigung noch im Dezember entschieden werden.
Kummer war seit 2005 Organist an der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche. Zuerst hatten die "Dresdner Neuesten Nachrichten" über die Entlassung berichtet. Die Stiftung Frauenkirche Dresden wollte sich wegen des laufenden gerichtlichen Verfahrens nicht zu den Gründen äußern, die zur Kündigung geführt haben.
Laut dem Zeitungsbericht, der sich auf Aussagen aus dem Umfeld der Stiftung stützt, wird Kummer Unzuverlässigkeit vorgeworfen. Er soll häufig unpünktlich oder gar nicht zu Terminen erschienen sein. Mehr als ein Dutzend Mal soll er abgemahnt worden sein. Der Trennung von dem renommierten Organisten sollen zahlreiche Gespräche vorausgegangen sein.
Kummer weist die Vorwürfe zurück: "Dass ich unzuverlässig bin, stimmt nicht", sagte er dem epd. Er habe sich nichts Gravierendes vorzuwerfen. Wenn er mal ein paar Minuten zu spät zu Terminen gekommen sei, dann hatte dies ihm zufolge immer auch einen triftigen Grund. "Die Abmahnungen waren zu einem nicht unerheblichen Teil unbegründet", sagte der Musiker.
Nach eigenen Angaben hat Kummer pro Jahr etwa 400 Mal in der Frauenkirche öffentlich gespielt - in Andachten, Gottesdiensten und Konzerten. In den vergangenen 17 Jahren seien rund 7.000 Dienste zusammengekommen. In den ersten Jahren nach der Kirchweihe sei er "dauerpräsent" gewesen. Kummer etablierte mehrere Orgelkonzertreihen in der Frauenkirche. Er gilt als Könner der musikalischen Improvisation.
Der frühere Geschäftsführer der Frauenkirche, Frank Richter, kann nicht verstehen, "dass die Geschäftsführung offenbar weder einen Weg sieht, noch nach Möglichkeiten sucht, Samuel Kummer im Team der Frauenkirche zu behalten". Er appellierte an die Verantwortlichen, den versierten und engagierten Organisten weiter zu beschäftigen. Richter zeigte sich entsetzt, "wie wenig die großen Verdienste berücksichtigt und gewürdigt werden", die sich Kummer um die Dresdner Kirchenmusik erworben habe.