Den Tod zu einem derartigen Event zu machen, sehe er kritisch, sagte der Trauerforscher Thorsten Benkel an der Universität Passau dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn ein Mensch sterbe, sei das für die Angehörigen eine tragische Sache, die Trauer höchst intim. Das lasse sich in einen Event-Rahmen nur schlecht hineinpressen.
Die Idee mit den Bestattungspartys stammt von Maria Kauffmann und Robert Freitag aus Berlin. Die beiden Gründer von "Ab unter die Erde" wollen "Trauerverarbeitung und Abschiednahme neu denken", wie es auf der Homepage heißt. Bisher haben nach ihren Angaben seit der Gründung des Unternehmens 2020 sieben solcher außergewöhnlichen Beerdigungsfeiern stattgefunden.
Potenzielle Kundinnen und Kunden können auf der Website zwischen verschiedenen Charakteren wählen, wie "Nerd" oder "Romantiker". "Die Menschen werden hier auf bestimmte Rollen reduziert", kritisierte Benkel. Zwar sei es tatsächlich so, dass Menschen einen immer größeren Wert auf eine individuelle Bestattung legten, dabei gehe es jedoch vielmehr um das Einbeziehen der eigenen Biografie - etwa in der Grabgestaltung.
Ganz so neu sei die Idee mit den bunten Abschiedspartys außerdem nicht. Schon jetzt gebe es Menschen, die sich wünschten, dass die Trauergäste bunt gekleidet kommen oder die Filmmusik zu Star Wars gespielt werde.
Für eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Tod sieht der Soziologe auch wenig Potenzial in sozialen Medien. Allerdings könnten Sterbe-Blogs auf Twitter, bei denen junge Menschen etwa ihre Krebserkrankung und ihr Sterben aus Betroffenenperspektive dokumentieren, zumindest zum Nachdenken anregen.
Bisher sei Deutschland noch sehr konservativ, was etwa die Bestattungsrichtlinien angehe, ergänzte der Passauer Soziologe. Aber auch das werde sich vermutlich ändern - "in einer Gesellschaft, in der Kirche auch beim Tod keine große Rolle mehr spielt". Ein kirchliches Begräbnis passe für viele Menschen nicht mehr in die Zeit.