In den Bewegungen zur liturgischen Erneuerung der 1960er Jahre wurde erst das Kranzgebet entwickelt, um die meditative Gebetsform für die evangelische Kirche wiederzugewinnen. Da das Kranzgebet dieses Ziel aber verfehlt hat, haben drei Theologen der Michaelsbruderschaft sich dem Projekt angenommen. Der Rahmenvers des katholischen Rosenkranzes, das Ave Maria, passt aber nicht in die evangelische Kirche. Also musste er verändert werden und wurde deshalb auf Jesus hin ausgerichtet.
Auch in den Rosenkranzgeheimnissen wird Jesus stärker in den Blick genommen. Zum Beispiel ist die erste Reihe der Geheimnisse (die sogenannten freudenreichen Geheimnisse) des katholischen Rosenkranzes ist vollständig auf Maria bezogen. Die Geheimnisse des Christus-Rosenkranzes zeigen den neuen Schwerpunkt auch im Titel. Die Titel der Geheimnisse beziehen sich ausschließlich auf Jesus Christus (z. B. heißen sie "der menschgewordene Herr" oder "der auferstandene Herr").
Die Geheimnisse des Christus-Rosenkranzes thematisieren vor allem die verschiedenen Stationen im Leben Jesu; erst die Menschwerdung, dann sein Leiden, die Auferstehung und die Himmelfahrt. Die anderen Geheimnisse zeigen Jesu Beziehung zu seiner Kirche, den Engeln und seinen Jüngern. Maria wird im Christus-Rosenkranz aber nicht gänzlich außer Acht gelassen. Die Geheimnisreihe "der Sohn der Jungfrau Maria" behandelt die verschiedenen Stationen, von der Empfängnis bis nach der Kreuzigung.
Die anderen Teile des Rosenkranzes, das Vaterunser, das apostolische Glaubensbekenntnis und das Ehre sei dem Vater wurden beibehalten. So wurde der evangelische Rosenkranz geboren. Weil der Rosenkranz aber so lange unbekannt war, hat er sich bis heute nicht in der evangelischen Kirche etablieren können. Nur die Gemeinden, die von der Michaelsbruderschaft geprägt sind, pflegen das regelmäßige Gebet des Christus-Rosenkranzes. Dabei hat das regelmäßige Beten des Rosenkranzes positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Das regelmäßige Wiederholen beim Beten, wobei sich der Vers an die Atmung anpasst, sorgt langfristig für eine Entspannung des Nervensystems.