Die Kirchen verdienen an der Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro, die Ende September an die meisten Arbeitnehmer:innen in Deutschland ausgezahlt wurde. Auf die Pauschale fallen zwar keine Sozialabgaben an, aber sie ist steuerpflichtig. Das heißt: Auch den Kirchen fließen durch die Pauschale zusätzliche Kirchensteuereinnahmen zu. Doch Landesbischof Friedrich Kramer stellte am Montag in den Räumen der Tafel in Burg bei Magdeburg klar: "Wir wollen nichts an der Preisexplosion verdienen."
Stattdessen fließen die zusätzlichen Einnahmen in Höhe von gut 1,23 Millionen Euro in Sozialprojekte. Unter dem Motto "Hilfe vor Ort" sollen Projekte der Diakonie für Menschen in Not von dem Geldregen profitieren.
Wegen des großen Hilfsbedarfs bitten die EKM sowie die Landeskirche Anhalts zusätzlich um Spenden unter dem Hashtag #wärmewinter (Spendenkonto: DE64 3506 0190 0002 002000, Kennwort: Hilfe vor Ort). Damit könnte sich die Gesamtsumme, die der Diakonie zugutekommt, weiter erhöhen.
Profitieren sollen mit rund 300.000 Euro Tafeln, Bahnhofsmissionen und ähnliche Einrichtungen - beispielsweise zum Ausgleich gestiegener Energiekosten oder zum Ankauf von Lebensmitteln. Ein Betrag von 230.000 Euro soll an Familien in Not fließen, weitere 200.000 Euro stehen für Besuchsdienste, Veranstaltungen in beheizten Räumen oder Jugendfreizeiten bereit. Der größte Einzelposten in Höhe von 500.000 Euro geht an Wärmestuben und ähnliche Einrichtungen, beispielsweise zur energiesparenden Umrüstung auf Solaranlagen oder zur Anschaffung von Elektrofahrzeugen.
Wie Martina von Witten, Kaufmännische Vorständin der Diakonie Mitteldeutschland erklärte, sollen die Gelder zeitnah ausgezahlt werden. Die anspruchsberechtigten Einrichtungen haben die Vergaberichtlinien erhalten und könnten nun Anträge stellen. Eine erste Vergabe von Projektmitteln ist für den 31. Oktober vorgesehen, weitere Ausschüttungen sollen am 15. Dezember und am 31. März kommenden Jahres erfolgen.
Ein Vergabeausschuss werde die eingehenden Förderanträge auf Grundlage der Richtlinien bewerten und die Gelder entsprechend auszahlen, hieß es. Bei den Projekten für Tafeln oder Bahnhofsmissionen betrage die maximale Fördersumme 10.000 Euro pro Einrichtung. Laut von Witten können aber in den weiteren Runden erneut Gelder beantragt werden.
Nach Angaben der EKM sollen von der Aktion insbesondere untere Einkommensgruppen profitieren, an denen der Wirtschaftsaufschwung der vergangenen Jahre vorbeigegangen sei. Jeder Fünfte in Sachsen-Anhalt und Thüringen sei von Armut bedroht. Dabei habe die Corona-Pandemie vor allem arme Haushalte noch ärmer gemacht, hieß es. Die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise würden erneut dazu beitragen, dass Menschen mit kleinem Einkommen auf Hilfe angewiesen seien. Gleichzeitig werde die Arbeit der sozialen Einrichtungen durch die Kostensteigerungen erschwert.