Gut zwei Dutzend Menschen haben sich am Montag zur Mittagszeit vor der Christuskirche in Karlsruhe versammelt. Oben auf dem Kirchturm erwartet sie die größte Kirchenglocke Baden-Württembergs. Der Glockenbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden, Martin Kares, zeigt sie anlässlich der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe.
Die Glocke mit der Inschrift "ET IN TERRA PAX URBI ET ORBI" ("Frieden auf Erden der Stadt und dem Erdkreis") wurde am 24. September 2004 von der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen. Ihr Geläut sollte an den damals über 60-jährigen Frieden in der Stadt erinnern. Gleichzeitig sollte ihr Läuten eine Warnung vor Krieg und Zerstörung sein. "Die Friedensglocke läutet jeden Mittag um zwölf Uhr und zu hohen christlichen Feiertagen", sagte Kares dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit 2,35 Metern Durchmesser und über acht Tonnen Gewicht sei sie die größte "aller evangelischen und katholischen Kirchenglocken im Land", erläuterte der Glockenexperte.
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"Glocken, die außerhalb von Gottesdienstzeiten läuten, laden in der christlichen Tradition ein zum Gebet", sagte Kares. "Sie sind sozusagen unser Muezzin, der uns auffordert, innezuhalten", erinnerte er an die ursprüngliche Funktion von Kirchenglocken. In Europa kenne man Glocken seit rund 1.300 Jahren. Die ersten Glocken seien von irischen Wandermönchen 'ins wilde Germanien' gebracht worden. Durch ihr weithin hörbares Geläut eigneten sie sich als Kommunikationsmittel. Klöster riefen mithilfe der Glocken zum Gebet, Städte informierten über Markttage und Versammlungen. Ihre Signalwirkung warnte bei Gefahr, etwa vor Feuer.
"Das Bewusstsein, warum die Glocken läuten, ist in der Bevölkerung verloren gegangen", sagte Kares. Kirchenglocken läuten mittlerweile zu den unterschiedlichsten Zeiten, oftmals aus reiner Gewohnheit. "Der Bauer sitzt bei der Ernte im schallgeschützten Traktor." "Er brauche kein Glockenläuten mehr, das ihn zum Mittagessen ruft.
Die Friedensglocke der Christuskirche wurde aus Spenden Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern finanziert. Die Namen der über 1.200 Spenderinnen und Spender sind in die Glocke eingraviert. "Selbst Muslime sind mit darauf", sagte Kares. "Ihr Name läutet für den Frieden" lautete das Motto, mit dem Kares die Menschen für die Spenden gewann. In kurzer Zeit kamen über 150.000 Euro zusammen. "Mir gefiel der Gedanke, dass die Friedensbotschaft über den Klang in die Welt getragen wird", erinnert sich die Spenderin Elisabeth Dreyfus-Braasch.
Der Klang der Bronzeglocke ertönt in tiefem "F". "Zusammen mit den anderen fünf Glocken im Turm der Christuskirche vervollständigt sie den F-Dur-Akkord", erklärte der Glockenbeauftragte. Mehr als 50 Obertöne erklingen, wenn die Glocke schwingt. Die Vibration des Untertons ist körperlich spürbar. "Man braucht die Ohren nicht, um den Klang zu hören", sagte Dreyfus-Braasch. Sie hat ihren und die Namen ihrer beiden Kinder, also Elisabeth, Stella und Julian, in die Glocke eingravieren lassen.
Die Friedensglocke wurde von dem Maler und Bilderhauer Emil Wachter (gestorben 2012) aus Neuburgweier (Kreis Karlsruhe) und dessen Tochter Dorothee Bode gestaltet. Neben den Namen der Spenderinnen und Spender und dem Band mit der Friedensinschrift verzieren sie Friedenssymbole wie Taube, Fisch und Lorbeerblatt.