Ruth Lapide wurde im mittelfränkischen Burghaslach als Tochter der jüdischen Rabbinerfamilie Rosenblatt geboren. Sie war die Ehefrau des jüdischen Religionswissenschaftlers Pinchas Lapide (1922-1997), mit dem sie mehr als 40 religionsphilosophische und historische Bücher veröffentlichte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie vor allem als Vortragsrednerin, Lehrbeauftragte und als Publizistin beim Bayerischen Rundfunk und bei Bibel TV aktiv.
Im Jahr 2000 erhielt Ruth Lapide für ihre Verdienste um die Aussöhnung von Christen und Juden das Bundesverdienstkreuz und 2003 den Hessischen Verdienstorden. 2008 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der evangelischen Augustana-Hochschule Neuendettelsau überreicht. 2012 verlieh ihr das Land Hessen den Ehrentitel "Professorin", und die Stadt Frankfurt zeichnete sie 2015 mit ihrer Ehrenplakette aus.
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sagte: "Ruth Lapide glaubte an Gott. Vor allem aber glaubte sie an die Menschen, an die Kraft der Aussöhnung." Ihre Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1974, "in das Land der Täter", habe sie mit "wenn nicht wir, wer dann" begründet. "Mit Ruth Lapide verlieren wir mehr als eine streitbare Theologin. Wir verlieren eine Instanz. Und ich persönlich eine großartige Ratgeberin", sagte Feldmann.
"Ruth Lapide war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung" hob Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) hervor. "Als Religionswissenschaftlerin besaß sie nicht nur eine außergewöhnliche fachliche Expertise, sondern bewahrte sich trotz detaillierter Kenntnisse der historischen Verästelungen von Juden- und Christentum stets eine Perspektive, die das Verbindende betont."