Judensau
© epd-bild/Norbert Neetz
Die mittelalterliche "Judensau" ist ein Schmäh- und Spottbild auf die Juden an der Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg.
Wittenberger "Judensau"
Noch keine Entscheidung über Schmähplastik
Der Gemeindekirchenrat der Stadtkirchengemeinde Wittenberg hat am Dienstagabend über die Zukunft der "Judensau"-Schmähplastik beraten, aber noch keine Entscheidung über ihren künftigen Verbleib gefällt.

Nach den Empfehlungen des Beirats zur Weiterentwicklung der Gedenkstätte habe ein erster Meinungsaustausch stattgefunden, sagte der Gemeindekirchenratsvorsitzende Jörg Bielig am Mittwoch auf Anfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Festlegung auf Empfehlungen habe es nicht gegeben.

Über das weitere Vorgehen des Gemeindekirchenrates soll demnach in der kommenden Sitzung beraten werden. Wie Bielig weiter ausführte, enthalten die Empfehlungen des Beirats Punkte, auf die die Gemeinde oder der Gemeindekirchenrat keinen Einfluss hätten. "Wir müssen uns zunächst verständigen, wie wir mit dem Thema strukturiert umgehen wollen", erklärte er. Ein Beschluss fiel dennoch am Dienstagabend: Der Gemeindekirchenrat stimmte einem neuen Textentwurf für einen Aufsteller der Stätte der Mahnung zu, wie Bielig sagte.

Das auch als "Judensau" bekannte mittelalterliche Fassadenrelief an der Wittenberger Stadtkirche in vier Metern Höhe zeigt unter anderem ein Schwein, an dessen Zitzen Menschen saugen, die Juden darstellen sollen. Eine 1988 vor der Kirche eingelassene Bodenplatte und eine Stele mit Erläuterungen stellen die Plastik in einen distanzierenden Kontext. Der 2020 vom Gemeindekirchenrat einberufene Beirat hatte Ende Juli empfohlen, die Schmähplastik an der evangelischen Stadtkirche zeitnah zu entfernen und mit einem angemessenen, einordnenden Rahmen zugänglich zu machen.