Salman Rushdie hatte nach der Fatwa des iranischen Revolutionsführers Khomeini Ende der 80er Jahre lange Zeit Personenschützer. Er musste sich gegen fanatische Islamisten wappnen, die ihn deshalb töten wollten. Im Buch Rushdies "Die satanischen Verse" sah der Geistliche eine Beleidung des Propheten.
Zuletzt hatte der 75-jährige Rushdie auf Personenschutz verzichtet. Nun wurde er auf offener Bühne bei einer Lesung von einem 24-jährigen Amerikaner niedergestochen und schwer verletzt. Vertreter aus Religionen, Kultur und Politik zeigten sich entsetzt.
Rushdie war seit Jahren als Vertreter der Kunst und Meinungsfreiheit unterwegs. Der Deutschlandfunk Kultur zitierte den Schriftsteller: "Literatur stellt alles infrage. So wird der Geschichtenerzähler automatisch zum Feind jeder Diktatur oder jeglicher Fanatiker".
Die Autorin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp schrieb auf Facebook, dass sie seit der Khomeini-Fatwa immer wieder auf Leute getroffen sei, die die Forderung erklären oder relativieren wollten. Doch in Bezug auf die freie und gerechte Welt gebe es Dinge, "über die kann es keinen Kompromiss geben, keinen Ausgleich, keinen whataboutism", so Schrupp. Das sei ihr bei den Debatten über diese Fatwa klar geworden. Die Logik hinter der Fatwa sei abscheulich und man dürfe ihr keinen Fingerbreit entgegen kommen. Schrupp ist im Präsidium des Dachverbands Evangelische Frauen in Deutschland.
Über die Motive des Attentäters ist noch nichts bekannt. Unterdessen werden in Social Media-Kanälen die Hintergründe diskutiert. Der Direktor des Forum Islam und Naher Osten der Uni Bern, Prof Reinhard Schulze twitterte, dass das Attentat auf Rushdie "in erschreckender Weise" zeige, "welche Reichweite eine terroristische Selbstermächtigung haben kann". Es sei noch unklar, ob sich der Attentäter mit der Khomeini-Fatwa von 1989 identifiziere.
Zwar hätte der iranische Präsident Khatami 1998 die Angelegenheit für beendet erklärt. Doch 2017 habe der iranische Revolutionsführer Khamenei die Gültigkeit der Fatwa-Verfügung wieder bestätigt.
Die "Satanischen Verse" von 1988 ist eine teilweise satirische Erzählung, in der auch die Legende über das Leben des islamischen Propheten Mohammed thematisiert wird. Damals wurden auch Verleger und Übersetzer des Buchs bedroht. Khomeini befand, dass sich das Buch gegen den Islam, den Propheten und den Koran richte, fasst der epd zusammen. Muslime auf der ganzen Welt wurden von ihm zum Mord an dem Schriftsteller aufgerufen.