US-Präsident Barack Obama hat sich erstmals öffentlich für die Anerkennung der Homo-Ehe ausgesprochen. Für ihn persönlich sei es "wichtig, zu sagen, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten können sollen", sagte er am Mittwoch (Ortszeit) dem TV-Sender ABC. Zuvor hatte Obama nur die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften befürwortet. Seine Haltung habe sich im Laufe der Zeit bei Gesprächen mit Familie, Freunden und Nachbarn verändert, erläuterte der Präsident.
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Umfragen zufolge gewöhnen sich Amerikaner zunehmend an verheiratete Schwule und Lesben. Seine beiden Töchter seien mit Kindern gleichgeschlechtlicher Paare befreundet, sagte Obama. Im ABC-Interview räumte er ein, sein Ja stehe wohl im Konflikt mit der Auffassung mancher Christen. Aber als "praktizierende Christen" seien er und seine Ehefrau Michelle der Auffassung, dass man andere Menschen so behandeln müsse, wie man selber behandelt werden möchte.
Hoffnung für Millionen
Chad Griffin vom Antidiskriminierungsverband "Human Rights Campaign" lobte Obama für seine Aussagen: Der Präsident habe "Millionen jungen schwulen und lesbischen Amerikanern" Hoffnung gemacht, dass der "amerikanische Traum" auch für sie gelte. In Deutschland würdigte der Grünen-Politiker Volker Beck Obamas Äußerungen als "mutig" und forderte einen entsprechenden Schritt der Bundesregierung.
Die Kontroverse um die Homo-Ehe war in den USA zuletzt wieder in den Vordergrund gerückt. Vizepräsident Joe Biden sorgte bereits am 6. Mai für Aufsehen mit der Bemerkung, er habe keine Probleme mit der Homo-Ehe. Bei der Eheschließung komme es darauf an, "wen man liebhabe". Obama stand daraufhin unter Druck. Anhänger und Gegner wollten gleichermaßen wissen, ob Biden für die Regierung spreche. Konservative Kritiker warfen Obama Scheinheiligkeit vor.
Reizwort vor allem für Ältere
In den USA wächst die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Ehe. Rund zwei Drittel der jungen Menschen und die Hälfte aller US-Amerikaner seien für die gesetzliche Anerkennung der Homo-Ehe, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Gallup Anfang Mai. Im Jahr 1996 hätten nur 27 Prozent diese Ansicht vertreten. Doch für viele ältere Bürger, Bewohner der konservativen Südstaaten und konservative Christen ist die Homo-Ehe ein Reizwort. Bei einem Referendum am 8. Mai im Bundesstaat North Carolina stimmten 61 Prozent der Wähler für ein grundsätzliches Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe und auch der eingetragenen Partnerschaft.
Für den Demokraten Obama ist der Umgang mit dem Thema eine Gratwanderung. Schwule und Lesben wählen überwältigend demokratisch, aber auch Afro-Amerikaner wählen demokratisch: Und letztere sind mehrheitlich gegen die Homo-Ehe. In den USA entscheiden die Bundesstaaten über Ehe- und Familienrecht. In 30 der 50 Staaten verbietet die Verfassung die Homo-Ehe.
Bisher in sechs Bundesstaaten erlaubt
In sechs Bundesstaaten - Connecticut, Iowa, Massachusetts, New Hampshire, New York und Vermont - sowie in der Hauptstadt Washington dürfen gleichgeschlechliche Paare aber heiraten. In den Staaten Washington und Maryland haben sich die Gesetzgeber für die Zulassung der Homo-Ehe ausgesprochen. Allerdings sind die Gesetze wegen erwarteter Volksbegehren noch nicht in Kraft.
Doch auch die gegen die Homo-Ehe eingestellten Republikaner haben Probleme mit dem Thema. Der republikanische Vorwahlsieger Mitt Romney, erklärter Gegner der Homo-Ehe, hat nach heftiger Kritik von rechts seinen außenpolitischen Sprecher Richard Grenell verloren. Grenell ist schwul und hatte sich für die Anerkennung der Homo-Ehe ausgesprochen. Vergangene Woche trat er zurück.