Den jüdischen Gemeinden gelinge es besser, junge Erwachsene anzusprechen, sagte der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle in Frankfurt am Main, Aron Schuster, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch die Gründung von Schulen in Trägerschaft jüdischer Gemeinden und die Einführung von Oberstufen an den jüdischen Gymnasien in München, Frankfurt und Düsseldorf trügen zur Bindung bei.
Dennoch hat die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland im vergangenen Jahr weiter auf 91.839 abgenommen (2020: 93.695). 3.208 Abgängen, vor allem durch Todesfälle, standen 1.352 Zugänge gegenüber. "Die Gemeinden werden insgesamt älter und kleiner", heißt es in einem Bericht der Zentralwohlfahrtsstelle. Der Anteil der Mitglieder über 80 Jahre sei von 13 auf 15 Prozent gestiegen. Fast die Hälfte der Mitglieder (48 Prozent) ist älter als 60 Jahre.
Ein Höhepunkt der Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinden in Deutschland nach dem Holocaust war nach der Zuwanderung von Juden aus den Ländern der aufgelösten Sowjetunion im Jahr 2006 mit 107.794 Personen erreicht worden. Seither ist die Mitgliederzahl kontinuierlich gesunken.
Die Zahl der Austritte war nach der Mitgliederstatistik zuletzt 2001 mit 329 Personen und in den Jahren davor geringer. Danach stiegen die Austritte bis zum Höhepunkt im Jahr 2006, als mit 1.084 Personen rund ein Prozent der Mitglieder die jüdischen Gemeinden verließ.
Vor allem junge Erwachsene zwischen Schulabschluss und Familiengründung verließen die Religionsgemeinschaft, sagte Schuster. Mit Ausbildung, Studium und Berufsanfang sei häufig eine Phase der Umzüge und Neuorientierung verbunden, in der junge Mitglieder austräten. Auch die finanziellen Beiträge in derselben Höhe wie die Kirchensteuer seien für manche ein Austrittsgrund.
Die Zahl der Eintritte ist dagegen gering. Im vergangenen Jahr traten 43 Personen zum Judentum orthodoxer oder liberaler Richtung in Deutschland über gegenüber 72 im Vorjahr.