Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat in Berlin am Samstag wieder der Christopher Street Day (CSD) stattgefunden. Hunderttausende hätten dabei ein "starkes Zeichen für Vielfalt, Freiheit und Respekt und gegen Hass, Krieg und Diskriminierung" gesetzt, erklärte die Berliner Senatskanzlei auf Twitter. Die Polizei sprach von 150.000 Teilnehmern. Vor dem Bundeskanzleramt und auf dem Reichstagsgebäude wehten aus diesem Anlass zum ersten Mal Regenbogenfahnen.
Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) legte zum Gedenken an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Homosexuellen einen Kranz am Denkmal in Tiergarten nieder, bevor er die Parade offiziell eröffnete. Die 7,4 Kilometer lange Strecke startete am Spittelmarkt in Berlin-Mitte und führte in einem Rundkurs durch Schöneberg vorbei am Nollendorfplatz über den Großen Stern und die Siegessäule bis zum Brandenburger Tor.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) beklagte anlässlich des CSD Diskriminierung sexueller Minderheiten: "Auch heute noch werden Menschen, die sich zur LSBTI-Community zählen, ausgegrenzt und sogar körperlich angegriffen." Die Geschichte des Christopher Street Days erzähle von Mut, Freiheit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung, aber auch von Diskriminierung und Gewalt. LSBTI steht für Lesben, Schwule, Bi-, Trans und Intersexuelle.
Giffey: Diskriminierung entgegenstellen
"Hass und Ausgrenzung müssen wir uns deshalb entschieden entgegenstellen", mahnte Giffey. Sie forderte alle Bürgerinnen und Bürger auf, derartiges Verhalten nicht zu ignorieren, sondern klar Haltung dagegen zu beziehen.
Giffeys Amtsvorgänger Klaus Wowereit (SPD) wies ebenfalls auf weiterhin anhaltende Diskriminierung von Homosexuellen hin. "Wenn man bedenkt, dass im Jugendfußball noch immer 'Du schwule Sau' in den Kabinen gehört wird, weiß man, dass es da noch viel zu tun gibt", sagte er der "Berliner Zeitung" (Samstag). Es müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, sagte das frühere Stadtoberhaupt, das sich 2001 als schwul geoutet hatte.
Bereits am Vortag hatte Kultursenator Lederer anlässlich des CSD an einem multireligiösen Gottesdienst in der St. Marienkirche in Berlin-Mitte teilgenommen. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz beteiligte sich am CSD mit einem Wagen, der unter dem Motto "Liebe tut der Seele gut" fuhr.