Große Sitzgarnitur, Fernseher, an der Wand hängt eine ukrainische Papierflagge. Am Fenster stehen zwei kunstvoll bemalte Stelen. Schülerinnen und Schüler des evangelischen Laubach-Kollegs im Landkreis Gießen haben einen stillgelegten Gebäudetrakt des Oberstufen-Gymnasiums für Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet. "Wir wollten zeigen: Da gehört auch das Engagement eines Christenmenschen hin", sagt Schulleiterin Ellen Reuther.
Die Schule benötige den ehemaligen Wohnheimflügel nicht mehr. An den schulfreien Nachmittagen strichen die Schüler Wände, besorgten Betten, Möbel und Besteck. "Es war eine tolle Chance, aus dem stillgelegten Trakt etwas zu machen", betont Reuther.
In der unteren Wohnung lebt nun eine Großmutter mit ihren drei Enkelkindern. Die Mutter, eine Fluglotsin, wird noch erwartet. Die obere Wohnung teilen sich zwei Frauen mit jeweils zwei Kindern. An Gründonnerstag zogen sie im Laubach-Kolleg ein. "Wir sind sehr dankbar für alles, was Sie für uns getan haben", sagt eine der Frauen.
Um die Räume wohnlicher zu gestalten, bemalten Schülerinnen und Schüler des Kunstkurses um ihren Lehrer Lars Korten sieben Stelen mit Motiven im Jugendstil. "Wir hoffen, sie bringen Freude und Farbe in euer Leben", sagt die Schülerin Vanessa. Die Kunstwerke, die auch "Sehnsüchte" und "Weite" aufweisen sollen, könnten individuell gestellt werden und den Raum strukturieren, erklärt Korten.
Die Familien im Laubach-Kolleg sind vernetzt mit anderen Ukrainern in Laubach. Zurzeit sind es rund 85 geflüchtete Menschen. Mehrere Schüler des Laubach-Kollegs geben Deutschunterricht im Laubacher Jugendgästehaus, das den ukrainischen Flüchtlingen als erste Anlaufstelle dient. "Wir sind mit ihnen auch schon essen gegangen, damit sie lernen, wie man bestellt", erzählen die Abiturienten Marc und Pauline. Sie seien außerdem gemeinsam einkaufen gewesen, um auch das zu üben.
Im Laubach-Kolleg der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau werden zurzeit 265 Schülerinnen und Schüler in der gymnasialen Oberstufe unterrichtet. Eine Besonderheit ist, dass alle Schüler am Religionsunterricht teilnehmen.