Demonstrative Einigkeit hat den Auftakt des G7-Gipfels aus Schloss Elmau in Oberbayern geprägt. Die sieben wichtigsten demokratischen Industrieländer müssten zusammenhalten und die anstehenden Aufgaben gemeinsam bewältigen, sagte US-Präsident Joe Biden am Sonntag bei der Begrüßung durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Auch der Kanzler hob die Geschlossenheit der Staats- und Regierungschefs hervor. Am Nachmittag waren zunächst Beratungen über den Welthandel auf der Tagesordnung.
Zum Auftakt des G7-Gipfels dringen Hilfsorganisationen auf konkrete Schritte im globalen Kampf gegen den Hunger. Die Präsidentin von "Brot für die Welt", Dagmar Pruin, forderte die G7-Industriestaaten auf, für ein größeres Nahrungsmittelangebot auf dem Weltmarkt zu sorgen. Dazu müsse die Verwendung von Lebensmitteln für Biosprit und Tierfutter eingeschränkt werden. Der Vizepräsident des UN-Landwirtschaftsfonds (Ifad), Dominik Ziller, sprach mit Blick auf den weltweiten Hunger von einer "wirklich dramatischen Situation".
Die Staats- und Regierungschefs der führenden demokratischen Industrienationen (G7) kommen am Sonntag zu einem dreitägigen Gipfel auf Schloss Elmau in Oberbayern zusammen. Das Treffen steht im Zeichen des Ukraine-Krieges und der globalen Ernährungskrise. Auch Klimaschutz und Gesundheit sind zentrale Themen der Gespräche.
Tierbestände im Norden reduzieren
Pruin sagte dem Evangelischen Pressedienst: "Es ist vollkommen unverständlich, dass Lebensmittel - auch mitten in der größten Hungerkrise seit Jahrzehnten - weiterhin zur Erzeugung von Treibstoff verwendet werden." Ebenso müssten die Tierbestände in den reichen Ländern deutlich reduziert werden, "damit nicht mehr so viel Brot im Trog landet". Durch beide Maßnahmen könnten weltweit Millionen von Hektar für die menschliche Ernährung frei werden.
Der Vizepräsident des UN-Landwirtschaftsfonds, Ziller, rief zu mehr Hilfe für Kleinbauern bei der Anpassung an den Klimawandel auf. Weniger als zwei Prozent der dafür verfügbaren Mittel gingen an Kleinbäuerinnen und -bauern, sagte er weiter. Dabei erzeugten sie etwa 30 Prozent der weltweiten Lebensmittel.
Umstieg auf dürreresistentes Saatgut
"Extremwettereignisse wie Dürren, Starkregen oder Überschwemmungen vernichten immer häufiger die Ernte", sagte Ziller. Den lokalen Produzentinnen und Produzenten müsse bei dem Umstieg auf widerstandsfähige Anbauweisen geholfen werden, etwa indem dürreresistentes Saatgut stärker eingesetzt werde.
Das wäre auch ein Beitrag, um Entwicklungsländer von Lebensmittelimporten unabhängiger zu machen, erklärte Ziller. Wegen der russischen Blockade der Ausfuhr von Weizen aus der Ukraine und der gestiegenen Lebensmittelpreise gebe es Engpässe. "Die Abhängigkeit muss langfristig reduziert werden." Dafür müsse auch der Speiseplan stärker auf heimische Produkte ausgerichtet werden.