Leider gebe es Kräfte auf der Welt, die sich anders nicht aufhalten lassen. "Da hilft kein Radikalpazifismus, so traurig das ist", sagte Rohde. Zwar müsse militärische Gewalt stets das alleräußerste Mittel bleiben, und kein Soldat würde sagen, dass es möglich sei, Frieden allein mit Waffen zu schaffen, betonte Rohde, der seit 2011 das Militärpfarramt Hamburg leitet. "Es geht immer nur darum, punktuell Schlimmeres zu verhindern, darum, so etwas wie eine Wabe für die zivile Konfliktlösung zu schaffen."
Rohde sagte, die Soldaten wünschten sich eine differenzierte Betrachtungsweise ihrer Tätigkeit. "Es könnte deutlicher kommuniziert werden, dass Soldatinnen und Soldaten keinen verabscheuungswürdigen Beruf ausüben, der aus ethischen Gründen abzulehnen ist." Das Gegenteil sei der Fall: "Sie sorgen für unsere Sicherheit und die Verteidigung der Werte, die uns wichtig sind."
Der Militärdekan betonte, dass das Prinzip von Befehl und Gehorsam in der Bundeswehr nicht bedeute, dass Soldaten blind jedem Befehl folgen müssten, ohne eigene ethische Urteile zu fällen oder ihrem Gewissen verpflichtet zu sein. "Wenn ein Befehl gegen bestimmte Kriterien verstößt, darfst du ihn nicht ausführen", sagte Rohde.
Zurzeit erlebe die Bundeswehr eine höhere Wertschätzung als früher, erläuterte der Seelsorger. Das liege auch daran, dass der Krieg in der Ukraine geografisch näher liege als die Auslandseinsätze in Mali oder Afghanistan. "Das Thema Landesverteidigung gewinnt eine neue Dimension."