Rund 170 Pastorinnen, Diakone und Kirchenmusikerinnen aus der hannoverschen Landeskirche entwickeln drei Tage lang in Osnabrück neue Ideen für die Zukunft ihrer Berufe. "Wir wollen uns dem Mitgliederschwund und dem Fachkräftemangel in unserer Kirche nicht einfach depressiv aussetzen, sondern wir wollen Subjekte des Geschehens sein", sagte Oberlandeskirchenrätin Nicola Wendebourg, Leiterin der Personalabteilung im Landeskirchenamt, am Mittwoch. Pastor:innen könnten nicht mehr alles selbst machen. Es werde immer wichtiger, dass alle Berufsgruppen in einer Gemeinde als Team zusammenarbeiteten und Aufgaben gemeinsam und gabenorientiert angingen.
Nicht immer müsse der Diakon die Jugendarbeit übernehmen und die Pastorin die Taufen und Trauungen, ergänzte Inga Rohoff, landeskirchliche Referentin für Diakoninnen und Diakone. Die Teams sollten zudem offen sein für Ehrenamtliche und Menschen mit kirchenfremden Berufen, betonte Wendebourg. So erledigten in manchen Regionen bereits eigens eingestellte Geschäftsführer die Verwaltungsaufgaben. Unter dem Titel "Attraktives Gemeindebüro" habe die Landeskirche dafür ein Förderprogramm aufgelegt.
Es lohne sich darüber hinaus, die Zusammenarbeit mit nichtkirchlichen Vereinen und Gruppen in den Stadtteilen oder Dörfern auszubauen. So könnten etwa Räume in Gemeindehäusern den Kleingärtnern oder der Bauchtanzgruppe angeboten werden, betonte die Oberlandeskirchenrätin.
Die Kirche sollte nicht nur ihre Mitglieder im Blick haben, sondern alle Menschen. Sie sollte sich nicht zu sehr auf sich selbst konzentrieren, sagte Wendebourg. "Die Menschen müssen nicht erleben, dass Kirche toll ist, sondern dass es eine göttliche Kraft der Liebe gibt."
Die Tagung unter dem Titel "Raus ins weite Mehr. Verkündigungsberufe 2030" läuft bis zum Donnerstag. Sie ist Teil des Prozesses "Wir reiten die Welle", den die Landeskirche vor vier Jahren gestartet hatte.
Die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen dient laut Wendebourg auch dazu, dem durchaus besorgniserregenden Nachwuchsmangel zu begegnen. Dieser betreffe neben den Pastor:innen vor allem auch die Kirchenmusiker:innen: "Die Leute lecken sich nicht mehr die Finger danach, in Institutionen zu arbeiten, die sie mit Muff in Verbindung bringen." Die bisherigen Veranstaltungen hätten gezeigt, dass die Beteiligten hoch motiviert seien, etwas zu verändern, und vor Ideen sprühten. Pastoren, die gerne arbeiteten, seien die beste Werbung für den Nachwuchs.
Der Lünebuger Regionalbischof Stephan Schaede forderte zudem eine bessere Außendarstellung der Kirche. Die Schlagzeilen würden zu oft vom Thema Missbrauch beherrscht. Das, was die Kirche und ihre Gemeinden für die Gesellschaft leisteten, werde zu wenig herausgestellt. "Wir vermarkten uns schlecht und reden nicht davon, wo die Kirche überall die Finger im Spiel hat."