Man müsse sich endlich wieder die Hände reichen, schrieb der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland in einem Gastbeitrag für die in Weimar erscheinende Mitteldeutsche Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (Ausgabe 5. Juni). "Wir verstehen uns immer weniger", beklagte der leitende Geistliche: "So brauchen wir das einmütige Gebet und den Beistand und das Händereichen trotz der verschiedenen Ansichten."
Seit Februar werde um Worte und Entscheidungen gerungen, um eine Antwort auf die Frage zu finden, was das sinnlose Leiden in der Ukraine beende, schrieb der EKD-Friedensbeauftragte. "Wir spüren, dass jede Antwort in Schuld führt", erklärte Kramer mit Blick auf die Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine.
In heftigen Reaktionen auf zurückhaltende Positionen höre er den Ernst, "das Gute und Richtige zu tun und denen nahezukommen, die sich dem Krieg nicht fernhalten können". Wichtig sei, so Kramer, dass man sich nicht entzweie, sondern beieinander bleibe und sich einmütig im Gebet versammle. Die geistliche Gemeinschaft, trotz unterschiedlicher Ansichten, sei die Basis für das Wirken des Heiligen Geistes, um den es zu Pfingsten gehe.
Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der 20 Landeskirchen gibt es unterschiedliche Postionen zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Während neben anderen die EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus Waffenlieferungen befürwortet und das mit dem Recht der Ukrainer auf Selbstverteidigung begründet, lehnt der EKD-Friedensbeauftragte Kramer die Lieferung von Waffen ab. Er befürchtet dadurch eine weitere Eskalation. Wer die Gegenposition unter leitenden Protestanten vertritt, erhofft sich gerade durch Waffenlieferungen einen Weg zu Verhandlungslösungen im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine.