Der 102. Deutsche Katholikentag in Stuttgart steht im Zeichen des Ukraine-Kriegs. Der russische Überfall auf das Land zwinge Christen dazu, "über Friedensethik neu nachzudenken", sagte die Präsidentin des Katholikentags und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, am Mittwoch bei der Auftaktpressekonferenz. Bis Sonntag wollen laut Veranstaltern 25.000 angemeldete Besucher zudem an Angeboten zu den Themen Klimagerechtigkeit, Flucht, Migration, Kirchenreform, Bildung und Gesundheit sowie Hilfe für Notleidende teilnehmen.
Ein Thema soll auch die Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche zum Ukraine-Konflikt sein. Gebhard Fürst, gastgebender Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, sagte, er sei "tief erschütternd", dass sich der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill mit dem Krieg gemein mache. Jedoch müsse man auch sehen, dass die orthodoxe Kirche unterschiedliche Positionen zum Krieg habe und viele orthodoxe Christen dem Krieg kritisch gegenüberstünden.
Zur Haltung von Papst Franziskus im Ukraine-Konflikt sagte Stetter-Karp, Franziskus spreche klar und eindeutig von einer "Barbarei des Krieges". Er sei bemüht, die Gespräche zu beiden Seiten offenzuhalten und bereit, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. Fürst und Stetter-Karp luden ein zu einer Friedenskundgebung am Freitag, 13 Uhr, im Oberen Schlossgarten. Dazu sollen alle Glocken in Stuttgart läuten.
Nach Angaben von Roland Vilsmaier, Geschäftsführer des Katholikentags, haben sich etwa 25.000 Menschen fest angemeldet, darunter 19.000 Dauerteilnehmer und 6.000 Tagesgäste. Unter den Dauerteilnehmern kämen etwa 7.000 aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ebenfalls 7.000 Dauerteilnehmer seien in irgendeiner Form als Mitwirkende an dem Katholikentag beteiligt.
Während der 3. Ökumenische Kirchentag im vergangenen Jahr in Frankfurt am Main noch weitgehend digital abgehalten wurde, findet der Stuttgarter Katholikentag in Präsenz statt. ZdK-Generalsekretär Marc Frings, bezeichnete es als "Statement", nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie auf eine Präsenzveranstaltung dieser Größenordnung zu setzen: "Die Menschen freuen sich auf öffentliche Debatte und spirituelle Erlebnisse in Gemeinschaft. All das fand zuletzt nur im Privaten statt."
Der 102. Deutsche Katholikentag sollte am frühen Mittwochabend in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit einem festlichen Gottesdienst beginnen.