"In der Klimadebatte etwa - könnte man überspitzt sagen - haben uns andere den Rang abgelaufen", sagte Anna-Nicole Heinrich dem Evangelischen Pressedienst. Vor einem Jahr, im Mai 2021 war die damals 25-Jährige Regensburger Studentin zur Synoden-Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden.
Sie finde es nicht schlimm, wenn etwa die "Fridays for Future"-Bewegung in der Klimadebatte inzwischen sichtbarerer sei. Die Kirche sei hier Vorreiter gewesen, nun sei sie vielleicht mehr Ermöglicherin. "Das ist ein Schritt aus dem Rampenlicht in die zweite Reihe, das schadet hier aber überhaupt nicht."
Die Kirche müsse künftig viel stärker in Netzwerken denken und den digitalen Raum besser nutzen, um Beziehungen zu den Menschen aufzubauen. "Ich glaube, wir können in diesem Raum mit vergleichsweise geringem Aufwand viele Menschen erreichen und eine erste Form von Bindung erzeugen."
Nicht nur das klassische Familienbild
Sich selbst bezeichnet Heinrich als sehr liberal - vor allem beim Thema Familie. "Ich wohne mit meinem Mann in einer Wohngemeinschaft, und wir sagen, das ist auch unsere Familie. Wir sind füreinander da, kochen zusammen und unternehmen etwas zusammen." Für sie sei es wichtig, dass nicht nur das klassische Familienbild, sondern auch andere Lebensrealitäten in den Blick genommen würden - also "Gemeinschaften, die gegenseitig Verantwortung übernehmen und deshalb genauso unterstützend, schützenswert und sehenswert sind wie eine Familie aus Mutter, Vater und zwei Kindern".
Hier gebe es auch Reibungspunkte mit nicht so liberalen Strömungen innerhalb der evangelischen Kirche, räumte Heinrich ein. Hin und wieder begegne sie Christinnen und Christen, die aus einer fundamentalistischen Sicht krude Sachen ableiteten. Dabei gebe es für sie eindeutig Grenzen, etwa wenn queere Menschen diskriminiert würden.