Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann vor der Marienkirche in Hanau
© epd-bild/Tim Wegner
Bischöfin Beate Hofmann hält Waffenlieferungen an die Ukraine für legitim und deren besonnene Begrenzung für notwendig, sagte sie auf der Landessynode in Hofgeismar.
EKKW-Synode tagt
Bischöfin bejaht Waffenlieferungen an Ukraine
Zum Auftakt der Landessynode der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck hat Bischöfin Beate Hofmann Waffenlieferungen an die Ukraine bejaht. Wie Frieden bei Russlands Angriffskrieg gestiftet werden könne, sei nicht einfach zu beantworten. Zum neuen Präses der 14. EKKW-Landessynode wurde Michael Schneider gewählt.

Die kurhessische Bischöfin Hofmann hält Waffenlieferungen an die Ukraine für legitim und ihre besonnene Begrenzung für notwendig, sagte Hofmann am Donnerstag auf der Landessynode in Hofgeismar. Auf die Frage, wie Friedenstiften in Putins Angriffskrieg gehe, gebe es keine einfache Antwort. Der Krieg in der Ukraine habe die Vorstellung von gerechtem Frieden und einem gemeinsamen europäischen Haus erschüttert.

"Als Kirche haben wir die Aufgabe, Unrecht beim Namen zu nennen und die ethischen Dilemmata gründlich zu reflektieren", sagte Hofmann. Sie verwies dabei auf die globale Ernährungssituation: "Der Krieg wird bald auch in anderen Ländern töten, weil Menschen verhungern."

Die Bischöfin rief dazu auf, sich nicht in die Haltung des Hasses "gegen die Russen" hineinziehen zu lassen. Zur Friedensarbeit zählten Friedensgebete, eine Haltung der Entfeindung und im Gespräch zu bleiben mit jenen, die den Ukraine-Krieg anders beurteilten - auch wenn dies eine Herausforderung sei.

Die Bischöfin rückte in ihrem Bericht unter dem Titel "Kirche in Transformation inmitten von Transformationen" auch die Kontroversen um die Corona-Pandemie in den Blickpunkt. Die Synode habe eine klare Haltung eingenommen und zum Impfen aufgefordert, damit Menschen sich und andere schützten. Es sei ein Balanceakt, einerseits klare Orientierung zu geben und andererseits ein Ort für unterschiedliche Ansichten zu sein.

Pandemie macht unbequeme Wahrheiten deutlich

Die Pandemie habe unbequeme Wahrheiten deutlich gemacht: "Ich denke, dass wir gerade das Ende einer bestimmten Form von Volkskirche erleben. Kirche ist nicht mehr selbstverständlicher Teil des Lebens, nicht mehr selbstverständliche Ratgeberin in ethischen Konflikten und geistlichen Nöten", sagte Hofmann. "Wer zu uns kommt, tut das heute als Resultat einer persönlichen Entscheidung und mit einer klaren Erwartung." Die Kirche müsse ihr Leben in Vielfalt gestalten, um verschiedenen Lebensstilen gerecht zu werden.

Kirche sein wie vor Corona - "das geht nicht", sagte die Bischöfin - auch mit Blick auf knapper werdende Finanzmittel und damit eine schrumpfende Zahl hauptamtlicher Mitarbeitende. Es gelte etwa, den Gebäudebestand zu überprüfen und zu verringern oder über neue Kirchenmitgliedschaftsformen nachzudenken. Die Tagung der Landessynode dauert bis Samstag.

Michael Schneider neuer Präses 

Michael Schneider ist neuer Präses der 14. Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Das Gremium hat den 44-jährigen Theologen aus Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) am Donnerstag in seiner konstituierenden Sitzung zum Nachfolger von Thomas Dittmann gewählt, der seit 2016 das Amt des Präses innehatte. Die Synode tagt bis Samstag in der Evangelischen Akademie Hofgeismar.

Der 1977 in Frankfurt am Main geborene Schneider studierte Evangelische Theologie, Mathematik und Philosophie an der dortigen Goethe-Universität, wo er 2008 in Theologie promovierte. 2009 übernahm er die Geschäftsführung und Leitung des Dekanats am Fachbereich Evangelische Theologie. Er war auch Mitglied der 13. Landessynode, gehört dem Rat der Landeskirche an und engagiert sich für die Kirchenmusik, unter anderem als Organist. Schneider ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Für diese Synode wünsche er sich "theologische Reflexion und ein Gespür für Bedürfnisse vor Ort" sowie "die Beteiligung von unterschiedlichen Menschen und Arbeitsformen", sagte der neue Präses. Ebenso hoffe er auf den Mut, "immer mal neue Pferde ins Rennen zu schicken, ihnen Zeit zum Laufen zu geben und von totgerittenen Pferden abzusteigen".

Den Synodalvorstand komplettieren als Beisitzer die Dozentin am Evangelischen Fröbelseminar in Kassel, Isabel Schneider-Wölfinger (60) aus Espenau (Landkreis Kassel), und Pfarrer Jan Friedrich Eisenberg (46) aus Vöhl (Kreis Waldeck-Frankenberg), die in dieser Funktion wiedergewählt wurden.
Schneider-Wölfinger gehört seit 2004 der Landessynode und seit 2015 der EKD-Synode sowie seit 2016 dem Rat der Landeskirche an. Eisenberg ist Gemeindepfarrer in Vöhl und stellvertretender Dekan im Kirchenkreis Eder sowie seit 2011 Mitglied der kurhessischen Synode.

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