"Da wird man, so schwer es fällt, Kompromisse machen müssen, um die Gewalt schnell beenden zu können", sagte Ralf Meister der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Der Bischof warnte zudem vor moralischen Überhöhungen: "Indem wir Zorn auf ein ganzes Volk oder einen Mann richten, setzen wir die Eskalation fort. Wir übergeben damit dem Bösen die Regie."
Die Zukunft der Menschheit könne nur im friedlichen und gerechten Zusammenleben liegen, unterstrich Meister. "Dafür aber müssen wir das Böse einhegen, begrenzen, überwinden."
Durch die Aggression der russischen Arme sei in der Ukraine eine Situation entstanden, in der aus pragmatischen Gründen Waffenlieferungen an die Ukraine notwendig seien, um Gewalt einzuschränken und die Opfer zu schützen. Gleichzeitig müsse jedoch alles getan werden, um zu einem Waffenstillstand zu kommen.
Die Bilder aus der Ukraine und die Appelle von Präsident Selenskyi machten klar: "Wir alle werden schuldig in diesem Krieg", sagte der Landesbischof. Folgten die Nato-Staaten den Aufrufen des ukrainischen Präsidenten, verschuldeten sie eventuell eine Eskalation, die die ganze Welt umfassen könnte. "Bleiben wir bei der jetzigen Haltung, sterben weiter unschuldige Menschen in der Ukraine. Es bleibt ein entsetzliches Dilemma."
Die Rolle des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche, des Moskauer Patriarchen Kyrill, nannte Meister "fatal". Kyrill unterstütze die kriegerische Gewalt mit religiösen Argumenten. Beim Ökumenischen Weltrat der Kirchen, der im Herbst in Karlsruhe tagt, erwarte er eine Auseinandersetzung mit der russisch-orthodoxen Kirche.