Die Bilder aus der Ukraine zeigten eine entsetzliche Realität, erklärte Käßmann in ihrer Kolumne in der "Bild am Sonntag" (27.3.). "Aber verdrängen wir darüber andere Kriege nur noch mehr?", fragte sie.
"Wir sollten in unserem Mitgefühl auch die Leidtragenden der Konflikte in ferneren Regionen dieser Welt nicht vergessen", mahnte Käßmann und verwies beispielsweise auf Afghanistan, den Jemen und Syrien. "Machen wir uns klar, dass es in Syrien nach elf Jahren Krieg eine halbe Million Tote gibt?"
Zum Ukraine-Krieg äußerte Käßmann in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (27.3., online) die Einschätzung, der russische Präsident Wladimir sei "ein von Angst besetzter, psychisch kranker alter Mann". Mit Vernunft sei da nichts mehr zu machen, sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Auch gegen eine überkommene Demonstration von Männlichkeit wandte sich die Theologin: Die Zeit eines Putin und seiner toxischen Männlichkeit sei ebenso vorbei, wie die eines Alexander Lukaschenko, des Präsidenten von Belarus, und eines Ramsan Kadyrow, des Präsidenten Tschetscheniens. "Ich wünsche mir, dass wir diese Macho-Kultur überwinden."
Käßmann sprach sich zudem erneut gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr und Waffenlieferungen aus. Die Rolle der Christinnen und Christen sei es "zu sagen, dass mehr Waffen nicht mehr Frieden schaffen". Sie selbst erlebe gerade viel Spott und Häme für ihre Wortmeldungen. "Zukunft kann aber nur über Vermittlung, Mediation und Diplomatie gewonnen werden."