"Ich denke nicht, dass dieser Krieg als Kriegsschlacht gewonnen wird", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag im Deutschlandfunk. Es müsse - auch mithilfe von Sanktionen - versucht werden, so schnell wie möglich den Druck zu erhöhen, damit es Verhandlungen gebe. "Ich denke nicht, dass dieser Krieg entschieden wird, indem wir jetzt mehr Waffen liefern", sagte Käßmann weiter.
Die Sanktionen gegen Russland, die jetzt eingeführt würden, hätten schon 2014 eingeführt werden können, betonte die Theologin. "Das langfristige diplomatische Handeln auch durch Sanktionen, das langfristige Investieren in Frieden, das verlieren wir aus dem Blick." Wenn es dann zu einer solchen Eskalation komme, sagten alle, dass jetzt nur noch Waffen helfen würden.
Käßmann ist Unterstützerin des Appells "Demokratie und Sozialstaat bewahren", in dem die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus Kultur, Wissenschaft, Politik, Kirchen, Sozialverbänden und Gewerkschaften eine breite gesellschaftliche Debatte zu dem aktuellen politischen Kurswechsel bezüglich der Aufrüstung nach Beginn des Ukraine-Kriegs fordern. Die Bundesregierung hatte angekündigt, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr im Grundgesetz zu verankern.
"Dass drei Tage nach dem Angriffskrieg die Verteidigungspolitik auf den Kopf gestellt wird, stellen wir in Frage. Es gab keine große gesellschaftliche Debatte", sagte Käßmann. Die Frage sei, wie Deutschland als Land investieren wolle. Dass Rüstung die Antwort auf die Konflikte dieser Welt sei, stelle der Appell infrage.