Harmonie und gegenseitige Zustimmung prägten das virtuelle Podiumsgespräch der Kandidatin und der beiden Kandidaten für die Wahl ins Bischofsamt der württembergischen evangelischen Landeskirche. Am Donnerstagabend erläuterten der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, der Chef des Diakoniewerks "Zielgersche", Pfarrer Gottfried Heinzmann, und die Studieninspektorin am Evangelischen Stift in Tübingen, Viola Schrenk, ihre Vision für Bischofsamt und die Zukunft der Landeskirche. Bei der knapp zweistündigen Diskussion sprachen sie sich einmütig für eine tatkräftige und klar positionierte Kirche aus. Dabei gelte es für eine Bischöfin oder einen Bischof, die durchaus vorhandenen unterschiedlichen Auffassungen und Strömungen in der Landeskirche zusammenzubringen und zusammenzuhalten.
Ernst-Wilhelm Gohl sprach sich für eine gelassene Kirche aus, die unterschiedliche Meinungen nicht dramatisiert, sondern aushält. Das gehöre zu einer demokratischen Struktur. Die Kirche müsse Menschen Antworten auf existenzielle Fragen geben können. Dazu brauche es das direkte Gespräch, von der Konfirmandenarbeit bis zum Kontakt mit Corona-Demonstrierenden. Gohl sagte, als Bischof würde er seine wichtigste Aufgabe darin sehen, Menschen im Glauben zu vergewissern, die Hoffnung zu stärken und Menschen zum Anpacken anstehender Aufgaben zu ermutigen.
Gottfried Heinzmann sprach sich für eine engere Verzahnung von Kirche und Diakonie aus. Kirche müsse diakonischer und Diakonie kirchlicher werden. Er betrachte beispielsweise die Vesperkirchen als eine ursprüngliche Form von Kirche. Es gebe noch viele gesellschaftliche Gruppen, um die sich Kirche mehr kümmern müsse, räumte er ein, etwa mit Blick auf Inklusion. Die Schwerpunktaufgabe als Bischof sehe er zurzeit darin, sich tatkräftig für den Frieden einzubringen. Es brauche aktuell beides: Gebet und Festhalten an der biblischen Friedensvision und dazu die zupackende Hilfsbereitschaft.
Viola Schrenk nannte diakonisches Handeln ein "Urprojekt der Kirche". Kirche müsse in die Gesellschaft hineinwirken, etwa durch Vesperkirchen oder Flüchtlingsarbeit. Ein weiteres Anliegen sei die Bewahrung der Schöpfung. Die Verantwortung für die Lebensgrundlagen gehe über Klimaschutz hinaus zu einer Klimagerechtigkeit. Als Bischöfin werde ihr vor allem das gute Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche am Herzen liegen, sagte Schrenk. Wichtig sei außerdem, dass Menschen Kirche als einen Raum erleben, in dem man ernst genommen werde.
Alle begrüßen Segnungen queerer Paare
Nicht einmal bei dem Thema, bei dem sich die Gruppierungen in der Synode der Landeskirche heftig auseinandersetzten, nämlich bei der Positionierung zu nicht-heterosexuellen Partnerschaften, ließen sich die Kandidatin und die beiden Kandidaten auseinanderdividieren. Wären sie Bischöfin oder Bischof, antworteten sie auf die gestellte Frage, würden sie ein queeres Paar nach den Regeln der Landeskirche segnen.
Heinzmann sagte, in diesen Fragen müsse weiter um Verständnis gerungen und der Weg weiter gegangen werden. "Ich sehe Menschen die sexuelle Orientierung nicht an", plädierte er für einen umfassenderen Blick auf die Dinge. Auch Schrenk sagte, der Umgang mit verschiedenen Lebensformen müsse in der Kirche weiter diskutiert werden. Dabei sei zu bedenken, dass eine Trauung am Ehebegriff hänge. Gohl hob hervor, dass es der Landessynode in der Frage des Umgangs mit nicht-heterosexuellen Paaren gelungen sei, aus anfangs unversöhnlichen Positionen heraus einen Kompromiss zu finden, der den örtlichen Kirchengemeinden Spielraum gibt. Daraus lasse sich lernen auch für andere strittige Fragen.
Hier können Sie die komplette Podiumsdiskussion der drei Kandidierenden anschauen:
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Die Bischofswahl in Württemberg ist für den 17. März anberaumt. Um in das Amt gewählt zu werden, braucht es in der Landessynode eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Am 24. Juli soll der Amtswechsel von Landesbischof Frank Otfried July, der in den Ruhestand tritt, auf seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin stattfinden. Die württembergische evangelische Landeskirche hat knapp zwei Millionen Mitglieder.