"Die ursprüngliche Haltung der Bundesregierung, in ein Krisengebiet keine Waffen zu liefern, halte ich nach wie vor für richtig", sagte der Bischof der mitteldeutschen Landeskirche dem Magazin "zeitzeichen". Deutschland verschließe sich möglicherweise durch diese Waffenlieferungen Verhandlungsoptionen für die Zeit nach dem Krieg. "Die Bundesregierung ist hier unter dem medialen und öffentlichen Druck eingeknickt. Das ist nachvollziehbar, aber ich halte das für nicht klug", sagte er.
Kramer, der seit einem Monat EKD-Friedensbeauftragter ist, kritisierte, es gebe in Deutschland "mittlerweile eine mediale Stimmung, die uns selber im Krieg sieht". Dem müsse man widersprechen. "Wir sind nicht im Krieg. Das wäre der Fall, wenn Russland ein Mitgliedstaat der Nato angreifen würde", sagte er.
"Der Rückfall in die Rhetorik des Kalten Krieges und der Schützengräben wird Europa nicht sicherer machen", sagte Kramer. Er bekräftigte auch seine frühere Forderung, die Sicherheitsinteressen Russlands "nüchtern in den Blick zu nehmen". Wer auf die Vorgeschichte des Konfliktes schaue, müsse feststellen, dass diese Fragen für Russland in den vergangenen 30 Jahren nicht zufriedenstellend gelöst worden seien. "Wir haben es verpasst, einen gemeinsamen Sicherheitsraum mit Russland aufzumachen", sagte er.