Überall Blau und Gelb: Unter den Farben der ukrainischen Flagge haben fast 4500 Bremerinnen und Bremer am Abend des 25. Februar auf dem Domshof und auf dem Marktplatz der Hansestadt gegen den Angriff russischer Truppen auf die Ukraine demonstriert. "Wir sind tief erschüttert, die Sicherheit in ganz Europa ist gefährdet", rief Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) den Menschen im Rahmen einer ökumenischen Friedensandacht zu.
Nicht zu schweigen und den Bruch des Völkerrechts durch das Putin-Regime anzuprangern, das sei ein Zeichen der Solidarität mit dem ukrainischen Volk, betonte Bovenschulte vor der Bremischen Bürgerschaft, die ebenfalls in den Farben der Ukraine leuchtete. Er warnte gleichzeitig vor etwa 1300 Menschen: "Wir dürfen Wut und Zorn nicht auf alle Russinnen und Russen übertragen. Das russische Volk ist mehr als Putin und seine Clique."
Zuvor hatte der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, die Stimmung wohl der meisten Menschen auf dem Marktplatz beschrieben: "Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine machen mich fassungslos. Rauchsäulen steigen über ukrainischen Städten auf, in denen die Menschen noch vor kurzem ihrem Alltag nachgegangen sind."
Die Straßen seien zu, in Kiew und anderen Städten würden sich die Menschen in Kellern und Metrostationen verkriechen, um sich vor den Bomben zu schützen: "Familien werden auseinandergerissen."
Krieg ist "Sünde gegen Gott"
Mit der Invasion habe der Kreml das Völkerrecht mit Füßen getreten und mit ihm das Leben, die Würde und die Freiheit der Menschen in der Ukraine, sagte Kuschnerus. "Unschuldige Männer, Frauen und Kinder anzugreifen und Krieg gegen sie zu führen, ist eine Sünde gegen Gott und eine Entwürdigung des Menschen." Der Theologe rief zum politischen Schulterschluss auf: "Wir müssen Ungeist, Zwietracht und Feindschaft widerstehen - mit Kraft, Liebe und Besonnenheit."
Eine Stunde zuvor hatten sich etwa 3000 Menschen auf dem benachbarten Domshof zu einer Demonstration versammelt, zu der ein Bündnis unter anderem mit Gewerkschaften, Parteien und Friedensinitiativen aufgerufen hatte. Wie später auf dem Marktplatz hielten die Menschen "Peace"-Fahnen in den Regenbogenfarben und Plakate mit Aufschriften wie "Putin go home", "Stopp the war" und "Lieber frieren als Gas von Putin" hoch.
Das bittere Gefühl der Ohnmacht
In Hannover haben rund 1500 Menschen nach Angaben der Veranstalter gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine und für Solidarität mit dem osteuropäischen Land demonstriert. "Das ist kein Krieg irgendwo in der Welt, das ist ein Krieg ganz direkt bei uns", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bei der Kundgebung an der Marktkirche.
Weil sicherte den Menschen aus der Ukraine die Solidarität seines Bundeslandes zu: "In Niedersachsen wird es Zuflucht geben für diejenigen Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen." Auch Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) erklärte, die Landeshauptstadt werde Menschen aufnehmen, die vor Tod, Vertreibung und Krieg flüchten.
Zuvor hatten sich 350 Menschen zu einem interreligiösen Friedensgebet in der Marktkirche versammelt. Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes betonte: "Wir haben gewisse Ohnmachtsgefühle. Es ist bitter, das erleben zu müssen." Die Nato könne aber nicht in die Ukraine eindringen, denn Krieg könne nicht die Lösung sein.