Georg Bätzing auf dem Podium  der dritten Synodalversammlung
© Sebastian Cgollnow/dpa
Bischof Georg Bätzing äußerte sich vor Beginn der dritten Tagung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg in Frankfurt auch zum Thema Zölibat.
Katholische Kirche
Synodaler Weg: Druck auf Bischöfe wächst
Es ist Halbzeit beim katholischen Reformprozess Synodaler Weg und die Rufe nach sofortigen Kirchenreformen werden immer lauter. In Frankfurt müssen die deutschen Bischöfe erstmals Ernst machen mit ihrem Mut und Willen zu Reformen.

Zu Beginn der dritten Tagung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg wächst der Druck auf die deutschen Bischöfe, Kirchenreformen zu verabschieden. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte am Donnerstag in Frankfurt am Main: "Ich will Veränderungen sehen." Es dürfe nicht nur darum gehen, wie man die Kirche aus der Glaubwürdigkeitskrise führe, sondern darum, wie die Kirche gerecht handeln könne.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatte zusammen mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz 2019 den Reformdialog Synodaler Weg ins Leben gerufen. Die fünfte Synodalversammlung soll 2023 stattfinden. Noch bis Samstag beraten 230 Delegierte in Frankfurt über Konsequenzen aus der Missbrauchskrise. Überschattet wird die dritte Synodalversammlung von dem neuen Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising, das ranghohen Klerikern moralisches Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern attestiert. Darunter ist auch der heutige emeritierte Papst Benedikt XVI. und ehemalige Münchner Erzbischof (1977-82).

Auf der Tagesordnung stehen Reformvorschläge zu Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche, zum Zugang für Frauen zu sakralen Ämtern, zum Umgang mit Homosexualität und zu Segensfeiern für alle Paare, die sich lieben - damit sind auch gleichgeschlechtliche Paare gemeint. Erste Texte werden in zweiter und damit finaler Lesung beraten, darunter der Vorschlag, Gläubige an der Wahl von Bischöfen zu beteiligen. "Wir gehen die Machtstrukturen an, wir suchen nach Wegen der Gerechtigkeit für alle Geschlechter, wir suchen nach einem Priesterbild der Zukunft, wir verlangen nach einer Reform der Sexuallehre", sagte Stetter-Karp, die auch Präsidentin des Synodalen Wegs ist.

Die Delegierten sollen am Freitag auch einen Text über die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern beraten. Nach der Vorstellung der Autoren soll es in Zukunft Lockerungen bei der Verpflichtung zum Zölibat geben. "Die Ehelosigkeit der Priester ist eine biblisch bezeugte Form der Jesus-Nachfolge, das ist ein großer Schatz und ich lebe diese Form gerne und hoffentlich überzeugend. Aber es ist nicht die einzige Form", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der neben Stetter-Karp Präsident des Synodalen Wegs ist. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hatte zuvor in der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag) erklärt, bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet.

Bätzing: Zölibat nicht einzige Form der Jesus-Nachfolge

"Die Ehelosigkeit der Priester ist eine biblisch bezeugte Form der Jesus-Nachfolge, das ist ein großer Schatz und ich lebe diese Form gerne und hoffentlich überzeugend. Aber es ist nicht die einzige Form", sagte der Limburger Bischof am Donnerstag in Frankfurt am Main vor Beginn der dritten Tagung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg.

In den Ostkirchen gebe es verheiratete Priester. "Ich kann nicht sehen, dass nicht die Ehe und das Priesteramt eine gemeinsame Bereicherung für diesen Dienst und für das gemeinsame Leben von Eheleuten geben könnte", sagte Bätzing als Vorsitzender der Katholischen Bischofskonferenz.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, eine freie Entscheidung eines Menschen auf dem Weg zum Priesterberuf sei die beste Grundlage dafür. Sie sei überzeugt davon, dass es wunderbare Priester in der Kirche gebe, die entschieden zölibatär lebten. "Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch." Stetter-Karp sagte, sie sei selbst seit 40 Jahren mit einem Mann verheiratet, der Priester werden wollte und ein guter Krankenhausseelsorger geworden sei.

 

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hatte zuvor erklärt: "Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet." Er könne sich zwar keine generelle Abschaffung des Zölibats als "Lebensform Jesu" vorstellen. "Aber ob man das für jeden Priester als Grundvoraussetzung nehmen soll, da mache ich doch ein Fragezeichen. Ich denke, so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen", sagte Marx der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag).

Bewegung Maria 2.0 zeigt sich desillusioniert 

Vor der Fortsetzung des Synodalen Weges der katholischen Kirche hatte sich die Reformbewegung Maria 2.0 desillusioniert gezeigt: Die dritte Synodalversammlung des Reformprozesses sei nicht "mehr als ein symbolischer Akt". Die dritte Synodalversammlung des Reformprozesses sei nur "ein symbolischer Akt", in dem lediglich Dialogbereitschaft gezeigt werde, sagte Lisa Kötter, Initiatorin von Maria 2.0, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). 

Kötter sagte, natürlich seien die Katholik:innen "empört, entrüstet, erschüttert" nach der Veröffentlichung des unabhängigen Missbrauchsgutachtens zu Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum München und Freising, und natürlich gebe es "Druck im Kessel". Aber die Entscheidungsmacht liege weiter bei den Bischöfen, die noch nicht einmal gebunden seien an ihre eigenen Entscheidungen. Schließlich habe der hohe Klerus diese "Absurdität" zur Bedingung für einen gemeinsamen Reformweg mit Laien gemacht.

Das Gutachten hatte ranghohen Klerikern moralisches Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern und -opfern nachgewiesen. Schwer belastet wurde darin auch der frühere Münchner Erzbischof und heutige emeritierte Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger.