Nach tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in Rheinland-Pfalz herrscht bundesweit Entsetzen und Fassungslosigkeit. "Ich bin bestürzt über die brutale Tat", sagte Oberkirchenrätin Marianne Wagner am Montag in Speyer. "Ich bin wie viele Menschen sprachlos - und kann nur beten." Als stellvertretende Präsidentin der Pfälzer Landeskirche rief Wagner zur Fürbitte für die getötete 24-jährige Polizeianwärterin und ihren 29-jährigen Kollegen auf. Diese waren am Montagmorgen bei einer Streifenfahrt auf einer Landstraße bei Kusel erschossen worden.
"Unabhängig vom Motiv: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung", erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag auf Twitter. Die Tat zeige, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für die Sicherheit der Menschen in Deutschland riskierten.
Die Hintergründe des Geschehens blieben zunächst unklar. Die Polizisten hatten noch per Funk einen Notruf absetzen können. Am späten Nachmittag nahm die Polizei im saarländischen Sulzbach zwei tatverdächtige Männer fest, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Einen der beiden, einen 38-jährigen Mann, der ebenso wie die Todesopfer aus dem nahegelegenen Saarland stammt, hatten die Ermittler zuvor bereits öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ordnete Trauerbeflaggung für das Land an. Auch im Saarland wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt. Die Evangelische Kirche der Pfalz verurteilte die Tat ebenfalls. "Ich bin wie viele Menschen sprachlos - und kann nur beten", erklärte die stellvertretende Kirchenpräsidentin Marianne Wagner in Speyer.
Der Kuseler Landrat Otto Rubly (CDU) appellierte an die Gegner der Anti-Corona-Maßnahmen, am Montag im Landkreis auf ihre Protestaktionen zu verzichten. Die Polizeikräfte seien durch die Fahndung nach den Schützen gebunden, daher gebiete es "die Vernunft und die Achtung", nicht an den angekündigten Montagsversammlungen in Kusel und Waldmohr teilzunehmen.
In Rheinland-Pfalz war zuletzt im Jahr 2010 ein Polizeibeamter im Dienst bei einem Gewaltverbrechen ums Leben gekommen. Der Beamte wurde im Zuge einer geplanten Hausdurchsuchung im Rocker-Milieu von einem Mitglied der "Hells Angels" durch die geschlossene Haustür hindurch erschossen.