Die großen, silbrigen Leiber glänzen im gedämpften Licht, das durch die Tür in die Markthalle fällt: Rochen, Schwertfische, Thunfische, Haie. Einige von ihnen sind sicher anderthalb Meter groß. "Die Geschäfte laufen bestens", schreit Bashir Yusuf Barhi, der Vorsitzende der Fischer von Mogadischu. Obwohl er so laut brüllt, wie er kann, ist er kaum zu verstehen. Die Mauern in der großen Markthalle in der Hauptstadt Somalias werfen das Geschrei der Händler, das Hacken und Klopfen vom Zerteilen der Fische, das Klatschen der schweren Leiber auf den Boden in einem halligen Echo zurück.
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Draußen vor der Halle ist er besser verständlich. Hier fällt der Blick unwillkürlich auf die zerstörte Häuserfront der historischen Altstadt. Mogadischu ist das Zentrum eines Bürgerkrieges, der vor über 20 Jahren mit dem Sturz des Diktators Siad Barre begann. In den Jahren danach kämpften erst die unterschiedlichsten Kriegsfürsten im Auftrag ihrer Clans um die Macht, dann traten islamistische Milizen auf den Plan.
Mit Verbindungen zu Al-Kaida
Die bekannteste ist die Al-Schabaab-Miliz, die zum Terrornetzwerk Al-Kaida gehört. Sie kämpft gegen die international gestützte Übergangsregierung, die trotz der Hilfe durch die afrikanische Eingreiftruppe AMISOM nur Mogadischu kontrolliert. Und das auch erst seit August 2011 - bis dahin waren die meisten Distrikte in der Hand von Al-Schabaab. Auch jetzt noch verüben Milizionäre regelmäßig Anschläge in der Stadt.
Ein Fischer trägt seinen Fang zum Fischmarkt von Somalias Haupstadt Mogadischu. Hier werden Rochen, Schwertfische, Thunfische und Haie zum Kauf angeboten. Foto: epd-bild/Bettina Röhl
"Bis August hatten wir kaum Kunden", erzählt der Fischer Barhi vor der Markthalle. "Die Leute trauten sich nicht, quer durch die Stadt zu gehen." Erst seit dem Abzug der Al-Schabaab kommen viel mehr Kunden, das Leben der Fischer wurde leichter. Wie viel er verdient, weiß Barhi nicht, "ich führe darüber nicht Buch". Aber es sei im vergangenen halben Jahr eindeutig mehr gewesen als noch vor einem Jahr. Barhi fängt sogar schon wieder an, für die Zukunft zu planen: "Ich würde gerne auf eine Abendschule gehen, damit ich endlich lesen und schreiben lerne." Seine beiden Kinder sind für die Schule noch zu jung, sollen aber von Anfang an etwas lernen.
Haie mit langen Leinen angeln
Fisch gibt es vor der somalischen Küste genug. "Wir fangen sogar mehr und größere Fische als vor zehn oder fünfzehn Jahren", sagt der Vorsitzende der Fischer. Dabei waren die Bestände durch illegale Fangflotten zwischenzeitlich deutlich dezimiert. Doch durch die Piraterie vor der somalischen Küste nahm der illegale Fischfang wieder ab, die Bestände scheinen sich wieder zu erholen.
Der Fischer Mohammed Farah Nur hat keine Angst vor den Piraten. Er macht gerade sein Schnellboot fertig, um auf das Meer zu fahren. Er packt kein Netz ein, sondern lange Leinen, mit denen er Haie angeln will. "Meine Kollegen erzählen manchmal, dass sie Probleme mit der AMISOM oder den internationalen Kriegsschiffen haben, die wegen der Piraten draußen auf dem Meer patrouillieren", erzählt er. "Aber ich fahre so weit gar nicht raus. Ich treffe weder Piraten noch Kriegsschiffe."
"Sie schießen oft auf uns"
Probleme hat Mohammed Farah Nur allerdings mit den ausländischen Trawlern, auch wenn die illegale Fischerei abgenommen hat. "Sie schießen oft auf uns, um uns aus den Fischgründen zu verjagen." Dagegen könne er wenig tun, die Schiffe führten meist keinen Namen und keine Flagge. Manchmal rammten sie die kleinen Boote der einheimischen Fischer auch einfach, um sie zu versenken. Die UN nehmen an, dass seit 1991 mindestens 700 ausländische Fangflotten illegal in somalischen Gewässern gefischt haben. Da es keine funktionierende Regierung mehr gibt, verteidigt niemand die somalischen Fanggründe.
Die illegalen Flotten setzen häufig verbotene Methoden ein, die die Meereswelt nachhaltig zerstören. Nach UN-Informationen kommen sie aus Ländern wie Kenia, Pakistan, Saudi-Arabien, Sri Lanka, Jemen, Frankreich, Honduras, Japan, Südkorea, Spanien und Taiwan. Der mittlerweile abgesetzte somalische Premierminister Omar Abdiraschid Ali Scharmarke sagte 2009 in einer Rede, sein Land verliere durch illegalen Fischfang jedes Jahr mehrere hundert Millionen US-Dollar. Die Denkfabrik RSIS mit Sitz in Singapur schätzt den jährlichen Verlust auf 90 bis 300 Millionen US-Dollar - trotz Piraten.