Hintergrund ist, dass viele Christinnen und Christen in Hamburg keine Verbindung zu ihrer Ortsgemeinde im Stadtteil haben. Zwei Pastorinnen und zwei Pastoren sowie ein Kirchenmusiker und drei Mitarbeitende zählen zum Team mit dem Arbeitstitel "Ritualagentur". Die Leitung hat Meike Barnahl, ehemalige Pastorin der Hauptkirche St. Katharinen. Ihr Arbeitsplatz ist die Apostelkirche Eimsbüttel. Im Frühjahr soll die öffentliche Kampagne starten.
Wenn ein Verstorbener Zeit seines Lebens ein Freund von Heavy Metal, Jazz oder Schlagern war, finden die Angehörigen eine Bestattung mit barocken Orgelklängen meist unpassend. Hier bietet die neue Anlaufstelle Hilfe an. Maike Barnahl ist der Servicegedanke wichtig: "Wir wollen ernst nehmen, was die Menschen wollen." So wird beispielsweise eine Liste von Pastoren und Pastorinnen angelegt, die ein Faible für besondere Gottesdienstformen haben. In manchen Fällen sei die eigene Gemeinde jedoch offener für neue Formen, als es die Menschen denken. Barnahl: "Viele vermuten Hürden, die gar nicht da sind."
Ähnliches gilt für Trauungen. Wer in Hamburg wohnt und die Hochzeit in einem dörflichen Landgasthof feiert, möchte dann möglicherweise auch in der nahe gelegenen Dorfkirche getraut werden. Mit dem Team der "Ritualagentur" können die Pläne besprochen und Kontakte geknüpft werden. Brautpaare können hier aber auch nachfragen, ob sie nicht jemand in einer Bar trauen könnte.
Träger der neuen Einrichtung sind die beiden Hamburger Kirchenkreise. Die große Aufgabe für das neue Team wird sein, bekannt zu werden. Sie werde alle Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit und der sozialen Medien nutzen, kündigte Meike Barnahl an. Vor allem möchte sie Menschen erreichen, die keinen engen Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde haben. Es sei eine große Herausforderung "aus der Bubble herauszukommen".
Als positives Beispiel aus der Vergangenheit gelten die Tauffeste an der Elbe zu Pfingsten 2011 und 2019. Mehrere hundert Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene wurden am Rissener Ufer getauft. Viele von ihnen hatten keine enge Bindung an ihre Gemeinde.
Bevor das Team an die Öffentlichkeit tritt, braucht es aber noch einen neuen Namen. "Ritualagentur" klingt sehr sperrig, zumal das Wort "Ritual" mit der Zeit immer mehr die Bedeutung einer regelmäßigen Handlung angenommen hat. Gemeinsam mit einer professionellen Kommunikationsagentur soll jetzt ein passender Name gefunden werden.