"In diesen Bereichen sollten die Kirchen unbedingt investieren und sich nicht zurückziehen hinter Kirchenmauern", sagte Manzke dem Evangelischen Pressedient (epd). Das sei auch bei allmählich zurückgehenden finanziellen Möglichkeiten der Kirchen unbedingt zu beachten.
Menschen seien seiner Erfahrung nach sehr aufgeschlossen gegenüber der christlichen Botschaft und dem Handeln der Kirche, wenn diese ihnen in den konkreten Bezügen ihrer Arbeit begegne und sie unterstütze, betonte Manzke, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Das habe er bei zahlreichen gemeinsamen Arbeitsvorhaben mit Handwerk, Landwirtschaft, Feuerwehr, medizinischen Einrichtungen, der Polizei und besonders auch Schulen erfahren.
Von besonderer Bedeutung sei dabei unter anderem auch der Schutz, den das Seelsorge-Geheimnis biete. Beschäftigte könnten sich darauf verlassen, dass Gespräche über die eigenen Aufgaben, über Stärken und Schwächen nicht offengelegt oder bloßgestellt würden. Daher seien sie eher und gerne bereit, sich einer Pfarrerin oder einem Pfarrer anzuvertrauen.
Kirchengemeinden als Kontaktflächen
Wünschenswert sei auch, dass Kirchengemeinden viel stärker als bisher Kontaktflächen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und den Verantwortlichen aus Wirtschaft, Sport, Kultur und Politik suchten und Orte der Zusammenarbeit entwickelten. Denn viele Menschen aller Altersgruppen würden heute durch die örtliche Kirchengemeinde und ihre Angebote allein nicht mehr erreicht. Manzke sprach vom Modell einer "gesellschaftlich deutlich besser vernetzten Kirche".
Über ein stärkeres bildungsorientiertes und seelsorgerliches Engagement in den Arbeits- und Lebenswelten der Menschen könne die Kirche in besonderer Weise auch junge Menschen am Anfang ihres Berufslebens erreichen, erläuterte der Bischof. Sie könnten so konkret erfahren, dass sie von der Kirche in ihrem Lebensalltag begleitet und wertgeschätzt würden.
Untersuchungen hatten in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass junge Menschen in der Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren nach dem Berufseinstieg häufig aus der Kirche austreten, weil sie den Bezug zur Kirche verlieren oder verloren haben. "Jeder Austritt schmerzt uns und beschäftigt uns sehr", sagte Manzke. "Aber wir arbeiten daran, den Menschen diese Entscheidung zum Austritt durch eine gute und hilfreiche Begleitung schwer zu machen, wenn sie die Dienstleistung der Kirche für das Zusammenleben besser erkennen können."