Hannover (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat erneut an die Menschen in Deutschland appelliert, sich impfen zu lassen. „Unser Land müsste nicht so hart von der vierten Corona-Welle getroffen sein“, sagte er am Mittwoch in seiner Eröffnungsrede zum 13. Deutschen Seniorentag in Hannover. Die Mittel, die vor einem schweren und womöglich tödlichen Verlauf der Krankheit schützen, stünden zur Verfügung. „Wenn Appelle nicht helfen, sollte niemand die Politik anklagen, wenn sie schärfere Maßnahmen ergreift“, erklärte Steinmeier, der digital aus Berlin zur Auftaktveranstaltung der Messe in der Stadthalle Hannover zugeschaltet war.
Aktuell sind laut Daten des Robert Koch-Instituts insgesamt 68 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Covid-19 geimpft, 70,6 Prozent mindestens einmal. Die geringe Impfquote gilt als ein Grund für das Ausmaß der vierten Welle der Pandemie.
Der Seniorentag unter dem Motto „Wir. Alle. Zusammen.“ war eigentlich als Präsenzveranstaltung im Kongresszentrum in Hannover geplant. Aufgrund der Corona-Pandemie findet er nun aber bis Freitag ausschließlich digital statt.
Steinmeier sagte, die pandemische Lage sei unerträglich, zum einen mit Blick auf die Todesopfer. „Hunderte Menschen sterben jeden Tag“, sagte er. „Voraussichtlich noch in dieser Woche werden wir mehr als 100.000 Opfer der Pandemie zu beklagen haben.“ Die Zahlen stünden für unendliches Leid, Trauer und Schmerz, denn hinter jedem Todesopfer stehe ein Schicksal.
Zum anderen habe die Pandemie viele ältere Menschen hart getroffen, die durch die Kontaktbeschränkungen unter Isolation und Einsamkeit litten. „Die Isolation reichte manchmal bis in den Tod“, sagte der Bundespräsident. „Viele sind in Krankenhäusern und Heimen einsam gestorben, ohne dass sie ihre Liebsten noch einmal sehen konnten. Wir können kaum ermessen, was das für diese Menschen bedeutet hat.“
In seiner Rede würdigte Steinmeier die Leistungen der Bürger seit Beginn der Krise und nannte Beispiele eines solidarischen Miteinanders zwischen alten und jungen Menschen. Er lobte auch die Arbeit von Pflegenden zu Hause, in Krankenhäusern und in Heimen. Viele seien erschöpft und ausgebrannt. „Die neue Bundesregierung muss alles dafür tun, dass diese Pflegeberufe attraktiver werden und die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen“, mahnte er.
Der Deutsche Seniorentag findet alle drei Jahre in einem anderen Bundesland statt, zuletzt 2018 in Dortmund mit mehr als 14.000 Teilnehmenden. Er wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und ihren rund 120 Mitgliedsverbänden ausgerichtet.