Bewegung beim Klimagipfel

Glasgow (epd). Beim Weltklimagipfel in Glasgow haben sich die Staatenvertreter am Samstagnachmittag in entscheidenden Verhandlungspunkten angenähert. Die Delegierten kamen zu einem informellen Plenum zusammen, um über den jüngsten Beschlussentwurf zu beraten. Konferenzpräsident Alok Sharma sagte, auf dem Tisch liege eine ausgewogene Vereinbarung, die die Belange aller Staaten berücksichtige. Gleichzeitig rief er zu Kompromissbereitschaft auf. Offiziell sollte die 26. UN-Klimakonferenz am Freitag zu Ende gehen.

Die Entwicklungsländergruppe G77 verzichtete auf ihre Forderung, das Schlussdokument solle explizit den Aufbau einer Finanzinstitution vorsehen, das Mittel zur Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste bereitstellt. Der Sprecher der G77, Ahmadou Sebory Toure aus Guinea, erklärte, das Papier lasse die Möglichkeit offen, dass eine solche Institution zu einem späteren Zeitpunkt auf den Weg gebracht werde.

Indien indes kritisierte die im Papier festgehaltene Aufforderung, aus Subventionen fossiler Energien auszusteigen. Subventionen könnten eine wichtige soziale Funktion haben, betonte der indische Vertreter.

EU-Klimakommissar Frans Timmermanns appellierte an die Delegierten, den Entwurf nun zu beschließen. Selbstverständlich stehe die Welt etwa bei der finanziellen Unterstützung armer Staaten erst am Anfang. „Aber bitte nehmen Sie diesen Text an, so dass wir den Herzen unserer Kinder und Enkelkinder Hoffnung schenken können.“ Auch Verteter anderer Staaten betonten, das Gesamtpaket dürfe nicht wegen einzelner suboptimaler Punkte nochmal aufgeschnürt werden.

Der Beschlussentwurf formuliert deutlicher als das Pariser Klimaabkommen das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dazu soll bis 2030 der Treibhausgas-Ausstoß um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 gedrosselt werden. Die Staaten werden aufgefordert, bereits 2022 neue nationale Klimaziele für 2030 vorzulegen, drei Jahre früher als geplant. Der Entwurf enthält zudem eine Aufforderung zum Kohleausstieg. Ein solcher Passus wäre eine Premiere im Hauptbeschluss einer Klimakonferenz.

Konferenzpräsident Sharma zufolge wurden auch Verhandlungslösungen zur technischen Umsetzung des Pariser Klimaabkommens gefunden. Das betrifft unter anderem Regeln für einen grenzübergreifenden Emissionsrechtehandel, Berichtspflichten für die Klimaschutzanstrengungen der Länder und die Frage nach dem Zeitrahmen, auf den sich die nationalen Klimaschutzziele beziehen.