In seiner Bilanz forderte er die evangelische Kirche dazu auf, ihre Positionen beim Thema Krieg und Frieden zu hinterfragen, und empfahl, das Amt des Friedensbeauftragten beizubehalten. Das Amt habe sich bewährt, sagte Brahms am Dienstag vor der digital beratenden Synode. Er war 2008 zum ersten Friedensbeauftragten der EKD berufen worden. Mit der Neuwahl des Rates bei der derzeitigen Tagung scheidet der 65-Jährige aus dem Amt. Der neue Rat kann einen Nachfolger berufen.
In seinem Bericht forderte Brahms von der neuen Bundesregierung eine umfassende, unabhängige und kritische Evaluation des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr und betonte, dass dieser aus seiner Sicht gescheitert sei. Das desaströse Ende des Einsatzes müsse auch für die EKD Anlass sein, die eigenen Positionierungen noch einmal kritisch zu reflektieren, sagte Brahms. Zudem verwies er auf aktuelle friedensethische Herausforderungen wie die Beurteilung waffenfähiger Drohnen und den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Frieden.
Bei einer Andacht hatte Brahms zuvor an die Opfer der Pogromnacht am 9. November 1938 erinnert, in der Nationalsozialisten jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand steckten, Menschen verfolgten und verletzten. Es bleibe wichtig, daran zu erinnern. „Es gilt, den Anfängen zu wehren, gegen jede Form des Antisemitismus aufzustehen und an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu stehen“, sagte er. Gleichzeitig erinnerte er auch an die gewaltfreie friedliche Revolution in der DDR, an deren Ende am 9. November 1989 die innerdeutsche Mauer fiel.