Hand wirft Umschlag mit Wahlzettel in eine Wahlurne
© bizoo_n/iStockphoto/Getty Images
22 Kandidatinnen und Kandidaten haben sich bei der Online-Tagung der EKD für einen Sitz im Rat beworben. Am Dienstag wird das Leitungsgremium gewählt. (Symbolbild)
Vorstellung
Kandidatinnen und Kandidaten für den Rat der EKD
22 Kandidatinnen und Kandidaten haben sich am Sonntag bei der Online-Tagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vorgestellt und für einen Sitz im Rat beworben. Das Leitungsgremium wird am Dienstag gewählt, ihm gehören 15 Mitglieder an.

Ein Sitz für die nächsten sechs Jahre ist bereits der im Mai gewählten Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, vorbehalten. Für die 14 verbliebenen Plätzen stehen zehn Frauen und zwölf Männer zur Wahl. Am Mittwoch werden die 128 Synodalen und die Vertreter von 20 Landeskirchen in der Kirchenkonferenz entscheiden, wer Heinrich-Bedford Strohm im Ratsvorsitz folgt. Er kandidiert nicht erneut.

Andreas Barner, Mitglied im Gesellschafterausschuss Boehringer Ingelheim, Jahrgang 1953, aus Ingelheim am Rhein, verheiratet, eine Tochter, Mitglied im EKD-Rat seit 2015. Der promovierte Mathematiker und Mediziner hat sich im Rat in den vergangenen Jahren vor allem mit Haushaltsfragen befasst und will sich auch weiterhin bei der Umsetzung der langfristigen Finanzstrategie engagieren, die von sinkenden Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen geprägt ist. Dem evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart stand er als Präsident vor.

Tobias Bilz, Bischof der sächsischen Landeskirche, Jahrgang 1964, aus Dresden, verheiratet, drei Kinder. Bilz steht seit März 2020 an der Spitze der lutherisch geprägten Landeskirche in Sachsen. Zuvor war der gebürtige Sachse Jugendpfarrer und Dezernent für Gemeindeaufbau, Seelsorge und Medien seiner Landeskirche. Er schilderte bei seiner Vorstellung vor den Synodalen seine Verbundenheit zum Gemeindeleben und rief zur Zuversicht angesichts der anstehenden Veränderungen in der evangelischen Kirche auf.

Sabine Blütchen, Rechtsanwältin, Jahrgang 1954, aus Oldenburg, verheiratet, ein Sohn. Blütchen wurde Anfang 2020 bereits zum dritten Mal zur Synodenpräsidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg gewählt. Sie wolle ihre Erfahrung als Anwältin, Mediatorin und Moderatorin auch schwieriger Prozesse in die Arbeit im Rat einbringen, sagte sie bei der Vorstellung.

Michael Diener, Pfarrer und Dekan von Germersheim, Jahrgang 1962, aus Germersheim, verheiratet, zwei Kinder, Mitglied im Rat seit 2015. Diener gilt als Vertreter der evangelikalen Glaubensrichtung, die in der Vergangenheit der EKD eher distanziert gegenüberstand. Er will nach eigenen Worten die „Mission des Brückenbauens in die pietistisch-evangelikale Welt“ sowie seine Arbeit für die evangelische Publizistik und Digitalisierung fortsetzen.

Michael Domsgen, Professor für Evangelische Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Jahrgang 1967, aus Wernigerode, verheiratet, fünf Kinder. Der in Brandenburg geborene und in Sachsen-Anhalt lebende Domsgen bewirbt sich mit seinem „ostdeutschen Migrationshintergrund“, seinen Erfahrungen in einer entkirchlichten Region und seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen für den Rat.

Tobias Faix, Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule in Kassel, Jahrgang 1969, aus Marburg, verheiratet, zwei Töchter. Er ist wie Diener ein Vertreter pietistischer Richtungen in der evangelischen Kirche und will sich dafür einsetzen, dass die evangelische Kirche eine öffentliche Stimme für die sozial-ökologischen und digitalen Veränderungen in der Gesellschaft ist.

Kirsten Fehrs, Bischöfin der Nordkirche für den Sprengel Hamburg, Jahrgang 1961, aus Hamburg, verheiratet, Mitglied im Rat seit 2015. Mit der Erfahrung aus der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Bereich der Nordkirche wurde sie erste Sprecherin des Beauftragtenrats zur Aufklärung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. „Diese Aufgabe bleibt zentral“, sagte sie bei ihrer Vorstellung am Sonntag. Dabei gehe es ums Ganze, die Wahrheit des Evangeliums und die Glaubwürdigkeit der Kirche.

Matthias Fichtmüller, Theologischer Vorstand des Oberlinhauses, Jahrgang 1964, aus Potsdam, verheiratet, vier Kinder. Der Brandenburger will seine Erfahrungen aus der Minderheitensituation in Ostdeutschland und der Arbeit in der Diakonie in die Arbeit der EKD einbringen.

Kerstin Griese, SPD-Bundestagsabgeordnete und bisher Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, Jahrgang 1966, aus Ratingen, ledig, Mitglied im Rat seit 2015. Die Pfarrerstochter ist seit 2003 Mitglied der EKD-Synode und eine der Sprecherinnen des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD. Sie wirbt unter anderem dafür, dass sich die Kirche klar gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus positioniert.

Frank Hermann, Partner EY für Strategy & Transactions, Jahrgang 1971, aus Stuttgart, geschieden, drei Kinder. Der Wirtschaftswissenschaftler wurde am Sonntag aus der Mitte der Synode für die Ratswahl nachnominiert. Hermann will seine beruflichen Erfahrungen bei Transformationsprozessen in die EKD einbringen.

Claudia Jahnel, Professorin für Interkulturelle Theologie und Körperlichkeit an der Ruhr-Universität Bochum, Jahrgang 1967, aus Erlangen, verheiratet, zwei Kinder. Sie bewerbe sich für den Rat, weil sie sich dafür einsetzen wolle, dass die Kirche Orte für Begegnungen zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden biete.

Jacob Joussen, Professor für Bürgerliches Recht, Deutsches und Europäisches Arbeitsrecht und Sozialrecht an der Ruhr-Universität Bochum, Jahrgang 1971, aus Düsseldorf, verheiratet, Mitglied im Rat seit 2015. Seine Expertise im Bereich des kirchlichen Arbeitsrechts ist in der EKD gefragt.

Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Jahrgang 1960, aus Darmstadt, verheiratet, zwei Kinder, Mitglied im Rat seit 2015. Jung ist sogenannter Medienbischof der EKD und steht dem Aufsichtsrat des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) vor. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind das Thema Migration sowie die Verbindung von Kirche und Sport. Jung kündigte bei der Vorstellung an, im Fall einer Wahl nur bis zum Ablauf seiner Amtszeit als Kirchenpräsident 2024 Mitglied im Rat zu bleiben.

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Jahrgang 1963, aus Bielefeld, ledig, Mitglied im Rat seit 2015. Sie war in den vergangenen Jahren stellvertretende Ratsvorsitzende und hat sich einen Ruf als sehr gute Predigerin erworben. Sie kündigte an, im Rat die Chance nutzen zu wollen, die Vielfalt der Kirche besser als bislang nach innen und außen abzubilden. Als öffentliche Stimme müsse die Kirche „auch mal sperrig sein“, sagte sie.

Silke Lechner, bis Ende Oktober stellvertretende Leiterin des Referats Religion und Außenpolitik im Auswärtigen Amt, Jahrgang 1974, aus Berlin, verheiratet, zwei Kinder. Ab Dezember wird sie beim Ökumenischen Rat der Kirchen die Vollversammlung im nächsten Jahr in Karlsruhe mit vorbereiten. Die promovierte Politikwissenschaftlerin war vor ihrem Wechsel ins Auswärtige Amt Studienleiterin beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und will sich im Rat schwerpunktmäßig den internationalen und interreligiösen Beziehungen widmen.

Anna von Notz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesverfassungsgerichts und Mitglied des Redaktionsrats des Verfassungsblogs, Jahrgang 1984, aus Berlin, verheiratet, zwei Kinder. Im Spagat zwischen Arbeit, Familie, Freunden und Ehrenamt erlebe sie, wo Kirche stark ist, aber auch, wo sie noch besser und ehrgeiziger werden müsse, sagte sie bei der Vorstellung.

Thomas Rachel, Bundestagsabgeordneter und bisher Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Jahrgang 1962, aus Düren, verheiratet, ein Kind, Mitglied im Rat seit 2015. Der CDU-Politiker ist Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Union. Ihm sei es wichtig, unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen und den interreligiösen Dialog voranzubringen, sagte er.

Stefan Reimers, Leiter der Personalabteilung im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Jahrgang 1966, aus München, verheiratet. Reimers ist Ständiger Vertreter des bayerischen Landesbischofs und nannte bei der Vorstellung Pfarrer seinen „Traumberuf“. Er warb für eine stärkere Kooperation der Landeskirchen in der EKD.

Julia Schönbeck, Theologie-Studentin, Jahrgang 1997, aus Göttingen, ledig. Die Niedersächsin ist mit 24 Jahren die jüngste Bewerberin für einen Sitz in dem Leitungsgremium. In sozialen Netzwerken schreibt sie insbesondere über das Thema Inklusion und inklusive Kirche.

Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamts der Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, Jahrgang 1967, aus Hannover, verheiratet, Mitglied im Rat seit 2015. Die Juristin machte zunächst eine Karriere in der niedersächsischen Landesverwaltung und war Richterin, bevor sie nach ehrenamtlichem Engagement in der Kirche 2013 an die Verwaltungsspitze der hannoverschen Landeskirche wechselte.

Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Jahrgang 1967, aus Berlin, verheiratet, vier Kinder. Er bringe Erfahrungen mit den Polen und Spannungen der Kirche mit, sagte er und verwies auf die Pluralität seiner Landeskirche mit Brandenburger Gemeinden, die ums Überleben kämpfen, und prominenten Kirchen in der Hauptstadt mit einer Million Besuchern pro Jahr.

Josephine Teske, Pastorin in der Nordkirche, Jahrgang 1986, aus Büdelsdorf, getrennt lebend, zwei Kinder. Teske verbindet ihr Amt als Gemeindepastorin mit einem Dienstauftrag für die digitale Präsenz der evangelischen Kirche. Die Kirche werde im Netz gehört und gebraucht, sagte sie und will diese Erfahrung mit in den Rat einbringen.