Die Union Evangelischer Kirchen (UEK) dringt auf eine stärkere Integration in die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Wie der Präsident der UEK-Vollkonferenz, Volker Jung, am Montag bei einer digitalen Tagung der unierten Kirchen schilderte, wollen die lutherischen Kirchen allerdings weiterhin eine größere Eigenständigkeit bewahren. Jung sagte, die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) sei als Kirche „organisatorisch verfestigter“. An ihrer Organisationsstruktur wolle sie vorläufig festhalten.
Man wolle als UEK jedoch weiter Gespräche auf Leitungsebene der VELKD und EKD suchen und pflegen, um die zentrale Frage zu beantworten: "Wie groß darf die institutionelle Asymmetrie werden, ohne dass damit die Statik des Miteinanders der VELKD und UEK in der EKD brüchig wird?"
Denn der Leitgedanke der UEK sei es, das Gemeinsame in der EKD zu stärken, sagt der hessen-nassauische Kirchenpräsident Jung. Dabei sollten die Stärken der konfessionellen Traditionen gewahrt und das Trennende überwunden werden.
Die konfessionellen Bünde UEK und VELKD tagen seit einigen Jahren eng verbunden mit der Synode der EKD. Ihre Eigenständigkeit innerhalb der EKD ist in erster Linie historisch-theologisch begründet, Unierte und Lutheraner berufen sich auf unterschiedliche Bekenntnisschriften.
Die UEK strebt an, sich bis 2027 in die EKD zu integrieren. Ihre Eigenständigkeit soll sichtbar bleiben, indem die unierten Kirchen einen Konvent in der EKD-Kirchenkonferenz bilden, in der die 20 Landeskirchen vertreten sind.
Zur Ressourcenbündelung strebt die UEK an, dass ihre Aufgaben zukünftig aus dem EKD-Haushalt heraus bewirtschaftet werden können. Die Integration des UEK-Haushalts in den EKD-Haushalt sollte ursprünglich schon für das Jahr 2023 gelingen. Diesem ambitionierten Vorhaben musste nun aber eine Absage erteilt werden, da es sich als rechtlich komplizierter erwiesen habe als gedacht. "Es lässt sich aus jetziger Sicht nicht mit dem Körperschaftsstatus der UEK, der einstweilig erhalten bleiben soll, verbinden", so Jung in seinem Bericht. Jedoch seien nicht nur rechtliche Gründe ausschlaggebend gewesen: Es habe auch Diskussionen darüber gegeben, ob die Haushaltsintegration nicht den inhaltlichen Transformationsschritten vorgreife. Der Rechtsausschuss und das UEK-Präsidium sollen der Vollkonferenz dann im kommenden Jahr Vorschläge unterbreiten, wie es weitergehen soll.
Neuordnung des Predigerseminars in Wittenberg
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Übertragung von Aufgaben an die EKD oder die Fortführung dieser Aufgaben durch die UEK. Speziell das Predigerseminar in Wittenberg und die Europäischen Bibeldialoge wurden in den Fokus gerückt.
Die UEK ist Trägerin des Predigerseminars in Wittenberg, in dem die vier östlichen Gliedkirchen ihre Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen ausbilden. Jung beschrieb die Nutzungs- und Finanzierungsregelungen des Schlosskirchenensemble als "sehr komplex". Die UEK strebe eine grundlegende Neuordnung an, wolle aber, dass dieser "einzigartige Ausbildungsverbund der vier genannten Kirchen erhalten bleibt und an diesem geschichtlich einzigartigen Ort weiter gedeihen kann".
Auslaufen der Finanzierung der Europäischen Bibeldialoge
Den inhaltliche Wert der Europäischen Bibeldialoge, die die UEK gemeinsam mit der Evangelischen Akademie zu Berlin organisiert, unterstrich Volker Jung. Er stellte jedoch auch die Frage, ob die Organisation eine Aufgabe der UEK sei. Bisher habe man letztmalig bis 2024 die Finanzierung zugesichert. Jedoch sei bei einer Prüfung durch das Steuerreferat des Kirchenamtes herausgekommen, dass die jährlichen 130.000 Euro Sachkosten umsatzsteuerpflichtig seien. Das gelte rückwirkend für die vergangenen sechs Jahre und zukünftig - eine deutliche finanzielle Belastung. Man führe nun mit der Evangelischen Akademie zu Berlin Gespräche, um bereits vorzeitig die Finanzierung auslaufen zu lassen.
Der 2003 gebildeten UEK gehören zwölf evangelische Landeskirchen an. Zur bereits 1948 gegründeten VELKD zählen heute sieben Landeskirchen.