Augsburg (epd). Wegen des deutlichen Anstiegs der Schuldnerberatungen in Deutschland fordern Sozialverbände von den Parteien der geplanten Ampel-Koalition mehr Unterstützung für die Einrichtungen sowie Entlastungen für Menschen in finanziellen Schwierigkeiten. „Die Pandemie zieht immer mehr Menschen den finanziellen Boden unter den Füßen weg“, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag). Die Politik müsse reagieren und dafür sorgen, dass die Betroffenen schnelle und professionelle Unterstützung in gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen bekommen, forderte er.
Die Kapazitäten und die Finanzierung der Einrichtungen reichten aber oft nicht für die hohe Nachfrage aus, fügte der Diakonie-Präsident hinzu. „Um eine gute Versorgung flächendeckend sicherzustellen, braucht es einen Rechtsanspruch auf Beratung für alle“, verlangte Lilie.
Der Sozialverband VdK forderte von der künftigen Bundesregierung Entlastungen für die Menschen, die unter hohen Energie- und Lebenshaltungskosten leiden. „Die Politik muss endlich Rahmenbedingungen schaffen, damit für alle Menschen im Land Wohnraum, Strom, Wärme, aber auch gesunde Lebensmittel bezahlbar sind und sie durch Preissteigerungen, wie wir sie im Moment erleben, nicht in Verschuldung geraten“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele der Zeitung. Die versprochenen Erleichterungen bei den Strompreisen und auch die Erhöhung der Pendlerpauschale würden das bislang in keiner Weise ausgleichen.
Laut einer Umfrage sind während der Corona-Pandemie immer mehr Menschen in finanzielle Not geraten. Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen in Deutschland einen deutlichen Anstieg der Anfragen nach Beratung, wie aus der Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Wohlfahrtsverbände hervorgeht. Bei über zwei Dritteln der Beratungsstellen erhöhte sich nach den Angaben die Anzahl der Anfragen im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie. In Deutschland gibt es etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen.