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29. Oktober, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Servus, Schwiegermutter!"
"Servus, Schwiegermutter!" ist eine Komödie - recht amüsant, durchaus kurzweilig und mit einigen witzigen Slapstick-Szenen gewürzt.

Ausgerechnet die deutsche Sprache, die alles und jeden beim Namen nennt, kennt keinen Begriff für die Beziehung zwischen den Eltern von Braut und Bräutigam. Deshalb ist „Servus, Schwiegermutter!“ auch ein irreführender Titel für die Fortsetzung von „Servus, Schwiegersohn!“ In der Komödie aus dem Jahr 2019 wollte der türkischstämmige Muster-Bayer Toni Freitag (Adnan Maral) die Hochzeit seiner Tochter mit einem jungen Mann namens Osman verhindern. Im zweiten Film sind die Kinder mittlerweile selber Eltern. Osman (Aram Arami) ist ein ohne jede Vorbehalte akzeptiertes Familienmitglied und arbeitet im Handwerksbetrieb seines Schwiegervaters, fühlt sich als Software-Entwickler allerdings reichlich unterfordert. Seine Unzufriedenheit birgt ein Konfliktpotenzial, das Tonis heile Welt später endgültig zum Einsturz bringen wird.

Für den ersten Anstoß sorgt Osmans Mutter: Farah (?iir Elo?lu), die mit ihrem Mann ein Berliner Brautmodengeschäft betreibt, hat Mesut (Orhan Göker) verlassen, weil sie keine Lust mehr auf sein Patriarchat alter Schule hatte. Als sie die Freitags um Asyl bittet und in deren Ehe ähnliche Muster entdeckt, stachelt sie Anne (Victoria Mayer) an, sich nicht alles gefallen zu lassen.

Toni ist zwar der Meinung, seine Frau sei gleichberechtigt, pflegt seine Entscheidungen aber trotzdem im Alleingang zu treffen: Als der amtierende Bürgermeister (Michael A. Grimm) den amtierenden Schützenkönig zu seinem Nachfolger machen will, nimmt der das Angebot an, ohne sich vorher mit Anne zu besprechen. Die Gattin, ohnehin schon der Motor des Betriebs, sieht noch mehr Arbeit auf sich zukommen, weil ihr unzuverlässiger Mann – „Ich kümmer’ mich drum, versprochen“ – seine Ankündigungen schon jetzt nur selten einhält.

Auch in dieser Hinsicht haben Anne und Farah die gleichen Erfahrungen gemacht: Die Männer spielen den Chef und spucken große Töne, doch es sind die Frauen, die den Karren immer wieder aus dem Dreck ziehen; die implizite Forderung des Films nach echter Gleichberechtigung ist kaum zu übersehen. Also kündigt Anne ihren Bürojob in der gemeinsamen Firma, und weil Tonis erste Amtshandlung ein neues Schützenhaus sein soll, obwohl das Dorf viel dringender ein neues Kinderhaus bräuchte, stellt sie sich kurzerhand als Gegenkandidatin auf.

Dieser Teil der Geschichte erinnert an die ebenfalls im Auftrag der ARD-Tochter Degeto entstandene Politkomödie „Nicht mit mir, Liebling“ (2012); auch dort gipfelte der Geschlechterkrieg in den Kampf ums Rathaus. Zunächst ist jedoch Farah Tonis Staatsfeindin Nummer eins, aber seine teilweise ziemlich heimtückischen Versuche, sie aus dem Haus zu vertreiben, schlagen allesamt fehl.

Als Tochter Franzi (Lena Meckel) dann auch noch durch Zufall rausfindet, dass Osman endlich Investoren für seinen alten Traum von einem Start-up in Berlin gefunden hat, steckt auch die dritte Ehe in der Krise. Um es den Männern zu zeigen, entwerfen die drei Frauen eine Strategie für Anne. Der Wahlkampf soll in ein Rededuell gipfeln, bei dem der brave Toni vermutlich keine Chance hätte, weshalb er zu einem richtig miesen Mittel greift; prompt weht ein Hauch von Watergate durch den Film.

Das ist alles recht amüsant, durchaus kurzweilig und mit einigen witzigen Slapstickszenen gewürzt, aber auch etwas bieder und vorhersehbar. In „Servus, Schwiegersohn!“ hatte das Drehbuch die Klischees noch genüsslich und konsequent gegen den Strich gebürstet, doch diesmal ist dem Autoren-Duo Mike Viebrock und Enno Reese zu den Figuren nicht viel Neues eingefallen.

Immerhin macht es nach wie vor Spaß, dem Ensemble zuzuschauen. Maral, Initiator und Produzent der beiden Filme, hat erneut große Freude an der Figur des perfekt integrierten bayerischen Türken, ?iir Elo?lu ist ihm als „türkische Alice Schwarzer“ eine ausgezeichnete Kontrahentin, und Victoria Mayer ist in der Rolle der Gattin eine ebenbürtige Nachfolgerin für Jule Ronstedt; bloß Lena Meckel ist im zweiten Film sträflich unterfordert.

Die Inszenierung ist dagegen genauso beschaulich wie die in ein anheimelndes Spätsommerlicht getauchte oberbayerische Landschaft, was den Film insgesamt sehr gemütlich wirken lässt. Die letzten Freitagsfilme von Regisseur Sinan Akkus waren das ähnlich harmlos-heitere Roadmovie „Ihr letzter Wille kann mich mal!“ (2020) mit dem „Männer“-Duo Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht sowie „Fischer sucht Frau“ (2019), eine sympathische Komödie über einen jungen Mann, der sich in seinem Heimatdorf als Heiratsvermittler versucht.